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Pracht hinter der Fassade by Uta Abendroth | 16. Juni 2017 | Prime Properties

Um den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes zu erlangen, muss ein Bauwerk Außergewöhnliches bieten. Dieses Haus in Amsterdam hat seinen denkmalgeschützten Status mehr als verdient. Es ist ein fulminanter Mix aus Alt und Neu, aus dem Stil des 18. Jahrhunderts und modernsten Annehmlichkeiten.

Amsterdam hat die außergewöhnliche Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Die Stadt, die Mitte des 17. Jahrhunderts als wohlhabendste Europas galt, in deren Häfen und Lagerhäusern sich Seide, Gewürze und andere Kostbarkeiten vor allem aus Indien und anderen Pazifikstaaten stapelten, hat den Spagat zwischen seiner großen Vergangenheit und dem Hier und Jetzt geschafft. Die Stimmung ist entspannt, die Grachten mit ihren typischen Häusern mögen historisch wirken, aber das Leben, das dort stattfindet, ist keineswegs gestrig. Vor allem die Architektur entlang der Kanäle beeindruckt: Die Häuser im inneren Grachtengürtel stehen auf fünf Millionen Holzpfählen, die in den feuchten und sandigen Untergrund getrieben wurden. Auf den Pfählen erheben sich die typischen Bauten, schmal und hoch. Grund für diesen Baustil sind die Steuern: Die wurden für ein Gebäude nach seiner Breite am Kanal bemessen. Infolgedessen wurden in Amsterdam Häuser mit einer schmalen Front errichtet. Um jedoch ausreichend Wohnraum und Lagerplatz zu schaffen, ragen die Gebäude weit in die Tiefe des Grundstücks und in die Höhe. Bei dieser Bauweise fielen die Treppenhäuser zwangsläufig eher schmal aus. Möbel und andere sperrige Gegenstände mussten daher über die Fenster ins Haus befördert werden. Um so ein Vorhaben zu vereinfachen, befinden sich an den Giebeln vieler Gebäude vorstehende Balken, an denen sich Flaschenzüge anbringen lassen. Damals wie heute ist ein Umzug ohne diese ebenso einfache wie praktische Methode nicht machbar. Im charakteristischen Stil wurde auch das Haus von Frans de Mari um 1755 errichtet. In den letzten Jahren hat der Eigentümer das Gebäude renoviert, sogar ein neues Fundament unter das komplette Anwesen einziehen lassen, das sich aus Vorder- und Hinterhaus sowie einem Garten und einem Gartenhaus zusammensetzt. Das Ensemble an der Keizersgracht ist in einem so besonderen Zustand, dass es den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes verliehen bekam. Charmant wirkt der Gegensatz zwischen dem Inneren und dem Äußeren: Zur Gracht erhebt sich die eher schlichte Backsteinfassade mit dezentem weißen Stuck um schwarzen Holzfenstern, das Innere des Hauses dagegen versetzt den Besucher direkt in die Vergangenheit.

„Ich mag das Licht in den unterschiedlichen Räumen und deren besondere Proportionen.“ Frans de Mari

Selbstverständlich ist die Wohnlandschaft mit allen technischen Annehmlichkeiten verbunden. Mussten früher sicherlich in allen acht Kaminen des Hauses Feuer brennen, um die Temperatur auch nur halbwegs angenehm für die Bewohner der repräsentativen Räume zu gestalten, temperiert jetzt eine Zentralheizung das Haus, die von einer Gebäudesystemtechnik via Smartphone gesteuert werden kann. Nichtsdestotrotz sind die großen Feuerstellen mit ihren schönen Simsen auch weiterhin in Betrieb, eine kann mit Holz befeuert werden, die sieben anderen lassen sich mit Gas betreiben. Eindrucksvoll sind vor allem die Räume im Hochparterre und im ersten Stock, wo die Decken bis zu vier Meter hoch sind. Holzbalken, die überaus dekorativ bemalt sind, fallen gleich ins Auge. Teilweise sind die Kassetten zwischen den Balken prächtig verziert. Und dann gibt es wunderbare Stuckdecken, manche mit gewaltigen Deckengemälden in der Mitte. Die Opulenz setzt sich an den Wänden fort, die vereinzelt mit chinesischen Tapeten bezogen oder vertäfelt sind und an denen eindrucksvolle Gemälde ebenso hängen wie prachtvolle Spiegel. Letzteren kommt eine besondere, ganz praktische Rolle zu: Das Tageslicht fällt aufgrund der Bauart stets nur von einer Seite in die Zimmer. Auch wenn die Fenster zum Teil sehr groß sind, haben die Spiegel die Aufgabe, das Licht zigfach zu reflektieren und so für mehr natürliche Helligkeit im Haus zu sorgen. Die Aufteilung des Hauses, das eine Wohnfläche von 826 Quadratmetern bietet, entspricht früher üblichen Gegebenheiten. Zum Keller gibt es einen separaten Eingang von der Kanalseite. Hier unten ist die große Küche mit dem Château-Herd von La Cornue ebenso untergebracht wie ein Aufenthaltsraum für Personal. Im Hochparterre befindet sich der Eingang mit einer eindrucksvollen Empfangshalle und dem ursprünglichen Marmorboden und Stuck im Louis-quinze-Stil.

Zwei ineinander übergehende Räume entfalten hier ihre ganze Pracht. Die Eigentümer haben geerbtes Mobiliar sowie passende Accessoires zu einer stilvollen Retro-Welt arrangiert. Was sie nicht selbst besaßen, haben sie dazugekauft, um das Gesamtbild harmonisch und stilistisch perfekt abzurunden. Durch einen Patio führt der Weg vom Front- zum Hinterhaus, wo sich ein Frühstückszimmer mit Blick auf den Innenhof befindet sowie ein eindrucksvoller Speisesaal mit Louis-seize-Vertäfelung, antiken Spiegeln und Ausblick auf den Garten. Beide Räume haben Marmorböden mit Fußbodenheizung. Im ersten Stock des Vorderhauses liegt der Lieblingsraum des Eigentümers: „Das sogenannte Vogelzimmer mit seinem wunderbaren Ausblick auf den Turm Westertoren ist mein Favorit“, sagt Frans de Mari. Die Vögel, die dem Raum seinen Namen gaben, wurden im 18. Jahrhundert an die Decke gemalt. Auf der gleichen Etage liegt auch die außerordentliche Bibliothek mit ihren vier Meter hohen Regalen und goldenen Ledertapeten. Im Hinterhaus auf der gleichen Ebene befindet sich ein Saal, der vor allem mit seinen Wandbemalungen und seinem monumentalen Kamin beeindruckt. Im zweiten Stock des Haupthauses sind drei Gästezimmer eingerichtet, darüber ein großes helles Studio, das das gesamte Stockwerk einnimmt. Zwei Schlafzimmer und ein Bad bilden den Abschluss des Vorderhauses unter dem Dach. Im Hinterhaus, das zwei Stockwerke weniger hat als das Vorderhaus, liegt über dem Saal ein separates Apartment mit Vorraum, Schlaf- und großem Badezimmer. Wunderbare Wandmalereien und ein Kamin sorgen auch hier für eine eindrucksvolle Atmosphäre. Alles in allem hat das denkmalgeschützte Anwesen 18 Zimmer, die imposanter nicht sein könnten. Frans de Mari schätzt vor allem die authentische Stimmung des Hauses, die einzigartigen Dimensionen der Räume sowie das Licht. Wer die Verbindung von Eleganz mit modernem Komfort zu schätzen weiß, der wird sich in diesem Juwel aus dem 18. Jahrhundert wohlfühlen.

Kontakt:

Amsterdam (NL) Home View Int. BV – Lizenzpartner der Engel & Völkers Residential GmbH

TEL.: +31 20 716 24 18 E-MAIL: a[email protected]

IssueGG Magazine 03/17
City/CountryAmsterdam/ Netherlands
PhotographyMeneer de Fotograaf