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Mit allen Wassern gewaschen by Uta Abendroth | 1. September 2017 | Prime Properties

Schlank recken sich die vier Ecktürme vom belgischen Schloss Olsene in den Himmel. Das Wasserschloss spiegelt sich in dem Teich, der es von allen Seiten umgibt, drum herum erstreckt sich ein Park mit herrlichen alten Bäumen – verwunschener geht’s kaum. Zwischen Gent und Kortrijk gelegen, wurde das Schloss im 19. Jahrhundert auf alten Burgmauern errichtet.

Kaum etwas regt die Fantasie an wie ein altes Gebäude, besser noch: ein Schloss. In einem solchen Bauwerk kann man regelrecht auf Reisen gehen, durch Säle, Kammern, Dachböden und Keller streifen, möglicherweise Unentdecktes aufstöbern und Träume aus der Kindheit aufleben lassen. Das Königreich Belgien ist reich an Schlössern, Herrenhäusern und Prachtbauten mit traumhaften Gärten und endlosen Parks, die an den charmantesten Orten liegen. Highlights sind hier natürlich die Wasserschlösser, die sich noch ein bisschen malerischer geben als ihre Verwandten an Land. Eines dieser beschaulichen Bauwerke ist Schloss Olsene am Grote Steenweg („Großer Steinweg“) in Zulte, einer Gemeinde in der belgischen Provinz Ostflandern, gelegen zwischen Gent und Kortrijk. Seit Ende des 11. Jahrhunderts regierten dort die Herren von Olsene, die in einer Burg mit dem Namen „Hof ter Wallen“ lebten; 1732 übernahm die Familie Piers de Raveschoot den Besitz. Mitte des 19. Jahrhunderts entschieden sich die Eigentümer, die Burg abzureißen und auf ihren Fundamenten ein neues Wasserschloss zu errichten: Der bekannte Genter Architekt Louis Minard (1801–1875) erhielt hierfür den Auftrag. Er hatte sich vorher mit dem Bau zahlreicher Kirchen einen Namen gemacht und mit seinen Entwürfen den Gebäudestil des jungen belgischen Nationalstaats beeinflusst. Schloss Olsene ist ein typisches Beispiel für den Historismus und die damals populäre Architektur der Neogotik und der Neorenaissance, in diesem speziellen Fall auf dem flämischen Renaissancestil basierend. In der Rückbesinnung auf Architekturprinzipien dieser Epoche dominieren harmonische Proportionen. Schmuckformen wie Rundbögen, denen geometrische Grundformen wie das Rechteck und der Kreis zugrunde liegen, finden sich ebenso wie Gesimse, die als horizontale Gliederungselemente dienen. Säulen und Pilaster entsprechen den klassischen Säulenordnungen.

Im Schloss Olsene gehen Tradition und Moderne eine perfekte Liaison ein.

Louis Minard also errichtete den historisierenden Neubau wunschgemäß auf den Fundamenten der abgerissenen Burg. Der helle Backsteinbau mit seinen dezenten weißen Schmuckelementen und den vier getreppten Giebelchen hat vier nahezu identisch gestaltete Fassaden. Die Ecken markieren vier sechseckige Türme, die wiederum in kleinen runden Türmen enden, gekrönt von schwarz gedeckten Turmspitzen. Gerade diese architektonische Besonderheit sorgt – zusammen mit der Lage im von einem Erdwall gesäumten Teich – für den märchenhaften Charakter des Bauwerks. Allein die Anfahrt zum Schloss ist eindrucksvoll: Zwei Pavillons markieren den Anfang einer 850 Meter langen Allee, die, gesäumt von Ahornbäumen, Buchen, Platanen und europäischen und amerikanischen Eichen, an den Burgmauern endet. Vor allem im Herbst, wenn sich die Blätter der unterschiedlichen Laubbäume in den buntesten Gelb-Rot-Braun-Nuancen verfärben, ist der Eindruck überwältigend. Schließlich führt eine imposante Brücke mit drei Bögen über den Wassergraben in den Innenhof des Schlosses. Dieses steht – wie das gesamte Gelände drum herum – seit 1995 unter Denkmalschutz. Klar, dass sich da Fragen aufdrängen: Wie macht man ein Schloss eigentlich wohnlich? Wie entsteht in weitläufigen Sälen und Räumen so etwas wie Behaglichkeit? Welche Möbel, welche Farben eignen sich überhaupt für die Gestaltung eines Hauses, das schon über 150 Jahre alt ist? Was verleiht den alten gefliesten Böden Wärme? Ist in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, in dem die Decken teilweise sehr hoch und Stilelemente wie Stuck, Holzbalkendecken und Fischgrätparkett erhalten sind, zeitgenössisches Wohnen überhaupt möglich? Aber ja! Im Schloss Olsene muss man auf keinen Komfort verzichten, den das 21. Jahrhundert zu bieten hat. Das stilvolle Gebäude mit seinen gut 2.000 Quadratmetern Wohnfläche, verteilt auf bemerkenswerte 73 Zimmer, wurde mit besonderer Raffinesse und viel Respekt für alles Alte – auch die Geschichte dieses Schlosses – restauriert.

Es gibt mehrere Wohn- und Empfangsräume, Esszimmer und Bibliotheken, drei voll ausgestattete Küchen, fünf Schlafzimmer inklusive Ensuite-Ankleide- und -Badezimmern, einen Billardraum sowie ein Kino. Darüber hinaus einen Wellnessbereich mit Indoor-Pool, Sauna und Jacuzzi, ein Wäschezimmer, eine Tiefgarage für zwölf Autos, eine Autowaschanlage und einen Weinkeller. Drei Aufzüge erleichtern das Auf und Ab im Schloss. Der Outdoor-Pool innerhalb der alten Burgmauern wirkt im Hinblick auf die faszinierende Historie des Wasserschlosses wie eine zeitgenössische Pointe mit einem Augenzwinkern. Unter einem Hügel im Garten gibt es noch einen alten Eiskeller, in dem in der Vergangenheit alle Einwohner von Olsene ihr Fleisch aufbewahren konnten. Die Leute kamen sogar aus dem zwölf Kilometer entfernten Krankenhaus in Deinze, um Eisblöcke zu holen, die die Schmerzen der Patienten lindern sollten. Es ist im Wasserschloss Olsene ideal gelungen, den Sinn für das Traditionelle und Ursprüngliche nicht zu leugnen oder zu verfälschen. Überwiegend sanfte Farbtöne und warme Materialien verbreiten eine stille Schlichtheit, vor der sich moderne Möbel ganz harmonisch ins große Ganze fügen. Der größte Luxus des Wasserschlosses ist aber sicher der umwerfende Blick, der sich aus allen Räumen bietet: in die wunderbare Parklandschaft und auf den Teich, der sich leicht geschwungen in die Umgebung fügt. Dies ist der perfekte Rückzugsort.

Kontakt:

Gent Zentrum (BE) EV Gent-Centrum BVBA – Lizenzpartner Engel & Völkers Residential GmbH

TEL.: +32 92 23 28 23 E-MAIL: gentcentrum@engelvoelkers.com

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