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Viva la Eva by Michaela Cordes | 3. September 2007 | Personalities

Eine Million Menschen klicken sich jeden Monat auf Vivre, das luxuriöseste Versandhaus der Welt. GG besuchte die Erfinderin Eva Lorenzotti, die als Queen of Style gefeierte Businessfrau, in ihrem New Yorker Apartment am Sutton Place. Ein Gespräch über das Geheimnis zeitloser Eleganz, die Kunst des schönen Lebens und wie man guten Geschmack erlernen kann. „Je interessanter die Persönlichkeit, umso großartiger ist der Stil!“, erklärt Eva Lorenzotti lachend in ihrer glamourösen Wohnung am Sutton Place, einem der legendären Residenzhäuser von Manhattan.

Sie fährt sich mit den perfekt manikürten Fingern, an denen ein Statementring blitzt, durch die dicke braune Mähne. Vor zehn Jahren erfand die Ehefrau und Mutter von zwei Kindern Vivre, ein sehr erfolgreiches Luxusversandhaus. Heute gehört sie zu den gefragten Experten, wenn es um großartigen Stil geht.

Frau Lorenzotti, wie erreicht man, dass die eigene Wohnung persönlichen Stil erhält und nicht nur dekoriert aussieht?

Ich verliebe mich immer wieder in neue Dinge, mixe starke Farben und Stile. Unsere Wohnung ist sehr eklektisch eingerichtet. Mein Geschmack hat sich durch die vielen Reisen in exotische Länder und durch interessante Dinge geformt, die ich in den vergangenen Jahren gefunden habe. Wenn man sein Zuhause einrichtet, sollte man sich von dem Gedanken verabschieden, dass man alles gleich ganz und gar perfekt in einem einzigen Schritt einrichtet. Das eigene Heim einzurichten ist ein sehr persönlicher Prozess. Es geht darum, die richtigen Stücke zu finden, Änderungen zu machen. Mit der Zeit wird aus der Einrichtung eine Art wertvoller Sammlung, die zeigt, was der Bewohner besonders schätzt. Dabei sollte man auch durchaus einmal mutig vorgehen und neue Ideen einwerfen. Seien Sie aber immer sicher, dass sich in allem Ihre eigene Persönlichkeit widerspiegelt!

„Eines meiner Lieblingsdetails ist der bemalte Fußboden in der Eingangshalle.“ Eva Lorenzotti

Woran erkennen Sie, ob eine Person einen großartigen Geschmack hat?

Wenn man betrachtet, wie eine Person lebt, wie sie sich präsentiert und was ihre Sehnsüchte sind, dann wird man automatisch mit ihrem Sinn für Style konfrontiert. Wie viel Wert jemand z. B. auf die Beleuchtung der Räume legt, wie das Aroma wirkt, das den Besucher umgibt, wie die Farben miteinander harmonieren, von den Wänden bis zur Auswahl der Servietten. Man hat Einblicke in die innere Welt einer Person und fragt sich: Wie fühlt sich diese Präsentation an? Auch diese Emotionen sind eine Komponente des Stils. Style bedeutet für mich die Visualität einer Person.

Inwiefern folgen Sie Trends? Zum Beispiel neuen Farben?

Ich glaube, wie bei allen Dingen im Leben ist man immer von dem Neuen angezogen. Ähnlich wie in der Mode, wo man geradezu von Trends bombardiert wird, sich aber nur das herauspicken sollte, was zu einem passt, und diese keinesfalls eins zu eins kopieren sollte. Ich bin ein echter Sammler, und mein Apartment spiegelt genau das wider. Ich habe sehr starke Farben gebraucht und mich von der Vergangenheit inspirieren lassen. Eine meiner Lieblingsecken ist der bemalte Fußboden in der Eingangshalle. Dazu hat mich ein wunderschönes Barockgemälde inspiriert, das ich auf unserem Holzfußboden wieder aufleben ließ.

Mit Vivre bieten Sie eine sehr persönliche Sammlung von Luxusartikeln. Vom Kaschmirpullover über Spielzeugautos im Retrolook bis zur kompletten, sehr eleganten Einrichtung kann man bei Ihnen fast alles finden. Dabei wirkt es fast so, als würde man ganz persönlich bei Ihnen einkaufen. Was bedeutet Luxus für Sie?

Unglücklicherweise sprechen viele Menschen heute von Luxus, wenn sie bestimmte Firmen oder Logos meinen. Aber darum geht es bei meinem Verständnis gar nicht (lächelt). Daher wähle ich lieber den Begriff Style. Dieser ist immer persönlich. Es geht um Dinge, die man ganz persönlich schätzt und von denen man manchmal auch nur selber weiß. Es gehört für mich zu den luxuriösesten Dingen, in einem unglaublich schönen Bettbezug zu schlafen. Ernest Hemingway hatte so eine Angewohnheit: Jedes Mal, wenn er ein Buch fertig geschrieben hatte, kaufte er sich wunderbare, feinste Bettwäsche. Ich liebe solche Geschichten. Fantastisch!

„Ich sammele gerne, ob Dekorationen oder schöne Kleider.“ Eva Lorenzotti

Ihre Produkte sprechen Menschen an, die bereit sind, viel Geld für ihre Einrichtung, ihre Mode, ihren gesamten Lifestyle auszugeben. Viel Geld zu haben bedeutet aber nicht automatisch, dass man guten Geschmack besitzt. Wollen Sie mit Vivre Ihren Kunden auch zu einem besseren Geschmack verhelfen?

Unterschwellig vielleicht. Unsere Aussage ist: Guter Geschmack bedeutet vor allem Individualität. Man kann ziemlich schnell erkennen, ob ein Mensch nach dem Besonderen schaut und mit Muße schöne Dinge zusammenstellt, die er dann auch mal mit einem antiken oder einfacheren Teil vom Flohmarkt kombiniert. Oder ob er einfach mit seinem Geld in ein Geschäft läuft und sich von den Verkäufern überzeugen lässt, was er kaufen soll. Leider passiert Letzteres viel häufiger. Auch in anderen Bereichen. In der Architektur, bei Design, beim Häuserkauf, manchmal sogar mit Menschen. Es gibt nur wenige, die sich dem Trend verweigern und stark genug sind zu sagen: „Das passt nicht zu mir!“ Ich denke, um guten Geschmack und Style zu entwickeln, muss man offen bleiben. Wie Picasso einmal sagte: Gute Künstler kopieren, großartige Künstler stehlen! Nichts ist heute noch eine originale Idee. Es geht vielmehr darum, eine alte für sich persönlich neu zu interpretieren. Wenn ich bei jemandem eingeladen bin und es gefällt mir ein Detail, dann überlege ich mir immer, wie ich das für mich persönlich neu umsetzen kann. Man muss sich sozusagen fast ein bisschen selbst erziehen.

Stellen Sie sich vor, jemand würde zu Ihnen kommen und Sie bitten, ihm guten Stil beizubringen, was wären die ersten Regeln?

An erster Stelle steht: Wie geht man mit anderen Menschen um? Wie präsentiert man sich? Mit Charme, Manieren und Höflichkeit! Die zweite Regel: Übertreibe es nicht! Das gilt auch dafür, wie man sich kleidet. Man sollte sich immer vorher überlegen, auf was man sich konzentriert – das tolle Kleid, die wunderschöne Kette, aber es kann nicht alles zusammen sein. Menschen mit gutem Style fallen dadurch auf, dass alles harmonisch passt, nichts herausragt. Mein ganz persönlicher Tipp ist: Kaufe niemals das It-Teil. Ob es eine Tasche ist, ein Sofa oder ein Schmuckstück. Denn kaum besitzt man es, hat man sich schon dran sattgesehen.

Vor knapp neun Jahren haben Sie mit einer Assistentin Vivre gegründet. Heute arbeiten 40 Mitarbeiter für Ihre Firma. Mittlerweile verschicken Sie Ihre Produkte auch international. Was sind Ihre Pläne für die nächsten zehn Jahre?

Ich möchte aus Vivre die erste globale Lifestyle-Marke machen. Wenn man sich die Welt anguckt, gibt es weltweit verbreitete Modelabels. Aber es gibt kein individuelles Kaufhaus, das sich global positioniert und das in alle Welt verkauft. Ich glaube daran, dass es den Bedarf gibt, denn durch die Folgen der Globalisierung steigt der Wunsch nach Individualität. Es fällt uns doch jetzt schon auf, dass man in allen Städten der Welt auf die immer gleichen Labels trifft.

Parallel zu Ihrem Unternehmen haben Sie zwei Kinder (Allegra und Amedeo) großgezogen und führen seit über zehn Jahren eine glückliche Ehe – Ihr Geheimnis?

Ganz einfach: Du musst dich gut organisieren und den Traum von der Balance vergessen. Ich habe jahrelang versucht, sie zu finden, aber jetzt weiß ich, sie existiert nicht. Also kann ich jedem nur raten: Akzeptiere das einfach, und arbeite fleißig weiter.

IssueGG Magazine 04/07
City/CountryNew York/ U.S.
PhotographyMark Seelen