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Island Life by Michaela Cordes | 25. März 2014 | Personalities

Ihre Mutter ist die berühmte britische Aristokratin Lady Pamela Hicks, ihr Vater war der Interiordesigner David Nightingale Hicks. Mit 13 bekam India Hicks einen Anruf von ihrem Patenonkel Prinz Charles, der sie bat, bei seiner Hochzeit mit Lady Diana als Brautjungfer zu dienen. Manchmal sind es die Extreme, die in einem die Lust auf ein ganz anderes Leben wecken. Die Designerin über ihren bunten Alltag auf einer winzig kleinen Bahamas-Insel.

Ich erinnere mich noch genau, wie ich als Kind zum ersten Mal die Reise nach Harbour Island antrat. Ich war vier Jahre alt und wollte viel lieber an den Strand. Weil mir meine Eltern am Ende der Fahrt ein Eis versprachen, stieg ich ein. Diese kleine Insel, auf der heute nur 1.500 Einheimische leben, ist jetzt bereits seit 18 Jahren mein festes Zuhause!

Wie es dazu kam? David, „meine bessere Hälfte“, kam damals auf die Idee. Schon bevor wir uns ineinander verliebten, war er ein alter Freund meiner Schwester und begleitete uns oft auf Reisen auf die Bahamas in unser Ferienhaus. Mein Vater hatte es in dem Jahr gebaut, als ich geboren wurde. Und meine Familie und ich verbrachten hier anschließend all unsere Ferien. Während eines dieser Aufenthalte hatte David sich mit einem Freund zusammen Harbour Island angeschaut. Er sah eine Chance für uns, hier ein ganz anderes Leben zu leben. Was sehr ungewöhnlich war, alles in England aufzugeben und mit mir auf einer Insel in der Mitte des Nirgendwo ein neues Leben zu beginnen.

„Wenn es dunkel wird und Glühwürmchen einem den Weg weisen – dann weiß ich, warum ich hier lebe!“ India Hicks

Diese Sehnsucht, ganz anders leben zu wollen, das hat uns beide immer verbunden. Ich war von der Idee gleich begeistert. Weil ich hier frei sein und mir mein eigenes Leben schaffen wollte – und konnte. Denn hier bin ich nicht das Patenkind oder die Tochter von jemandem. Ich kann einfach ich sein. Als junges Mädchen habe ich lange als Model gearbeitet. Ich kam damals ganz zufällig dazu, denn eigentlich wollte ich Fotografie studieren. Stattdessen begann ich als Model zu arbeiten (Emilio Pucci entdeckte India Hicks 1984 und sie wurde fortan sein Model für Hosenanzüge, Anm. der Red.). Es war eine tolle Zeit, in der ich die Welt bereisen durfte und unglaublich faszinierende und kreative Menschen kennengelernt habe. Mit unserem Umzug in die Tropen nahm das Leben um mich herum Einfluss auf mich und ich begann zu zeichnen, schließlich Designs zu entwerfen. Es entstand meine erste Kooperation mit Crabtree & Evelyn für ein Parfüm, Island Life. Ich brachte ein Coffeetable-Buch heraus, mit wunderschönen Fotos – inspiriert von meinem Leben hier.

Heute stehe ich fast in der Mitte meines Lebens und schaue genauso zurück wie auch nach vorn. Ich spüre immer wieder, wie sehr ich doch von meinem Vater, der ein großartiger Designer war, geprägt bin. Dass der britische Anteil in mir auch nach 18 Jahren immer noch sehr, sehr aktiv ist (lacht). Am meisten wird mir das klar, wenn wir hier auf der Insel Weihnachten feiern. Mitten in den Tropen haben wir immer eine Tanne und einen Truthahn, wie wir überhaupt alle Bräuche ganz streng britisch einhalten. Meine vier Kinder Felix (16), Amory (14), Conrad (10), Domino (6) und mein Pflegekind Wesley (16) sind alle hier aufgewachsen. Wesleys Mutter starb vor ein paar Jahren an Brustkrebs, ein furchtbarer Schicksalsschlag. Ich bin heute dankbar Wesley in unserem Leben zu haben, als Teil unserer Familie. Auf Harbour Island gibt es kein Krankenhaus, noch nicht mal einen Arzt. Für die Geburten bin ich stets in der letzten Minute nach Miami geflogen. Mit Sack und Pack, meinen Hunden, Katzen und Büchern. Ich weiß, dass das verrückt klingen mag, aber ich vergleiche uns gern mit einem reisenden Zirkus von Zigeunern. Ich genieße es sehr, eine so große Familie zu haben. Manchmal frage ich mich, wie sich meine Kinder innen drin fühlen. Denn sie sind mit einem ungewöhnlichen Mix groß geworden: Briten mit dem typischen englischen Akzent, auf einer tropischen Insel, mitten im Nichts zu Hause. Sie sind damit aufgewachsen am Strand Burgen zu bauen, auf Bäume zu klettern, immer in Kontakt mit purer Natur.

„Diese Insel ist klein. Hier leben nur 1.500 Menschen. Wenn das Boot mal nicht kommt, dann gibt es an dem Tag keine Milch.“ India Hicks

Diese Neugierde, die ich damals in mir gespürt habe, diese Sehnsucht nach einem ganz anderen Leben, ich glaube, die kommt von meiner Großmutter mütterlicherseits. Sie war eine ungewöhnliche Frau und bereiste, als sie noch ganz jung war und Frauen ihrer Generation dies eigentlich nicht so möglich war, exotische Länder wie Japan und auch China. Man erzählte sich bei uns in der Familie, dass sie das Reisen so sehr liebte, dass sie mit einem Atlas unter dem Kissen einschlief.

In einer Stadt zu leben, könnte ich mir heute nicht mehr vorstellen. In England auf dem Land irgendwo, das schon eher. Oder auch im Norden von Schottland. Aber David kann das nicht, der braucht die Wärme der Tropen. Für mich ist es vor allem wichtig, von Natur umgeben zu sein. Obwohl ich es natürlich auch sehr genieße, mal in der Stadt zu sein. Im fünften Gang durch die Straßen zu sausen und tausend Dinge an einem Tag erledigen zu können – das entspricht schon sehr meiner Persönlichkeit. Auch wenn sich das kaum einer vorstellen kann: Ich bin auf Harbour Island genauso online vernetzt wie jeder andere in einer Millionenstadt. Diese sensationellen Erfindungen wie Social Media, ohne sie könnte ich meine ganzen Projekte nicht so professionell verfolgen. Man kann mir sogar folgen, wenn ich nachts mit dem Fahrrad ohne Licht über die Insel fahre (#Indiahicks style, Instagram).

Ein typischer Tag hier? Der beginnt für mich schon sehr früh am Morgen. Ich bin meistens die Erste bei uns im Haus, ich wache so gegen 6.30 Uhr auf. Mit dem Golfcart geht es anschließend zur Schule. Der einzige Verkehr, dem wir ausweichen müssen, sind Hühner, die aufgeschreckt über den Weg laufen. Domino sitzt in der Schule unter freiem Himmel, auf einer Holzbank, die sie sich mit einer einheimischen Freundin und einem deutschen Mädchen teilt. Ich fahre dann allein weiter in mein kleines Büro, wo ich mich um meine HSN-Homeshopping Bettenkollektion und meine Schmucklinie kümmere. Wenn das erledigt ist, schaue ich als Nächstes in dem kleinen Shop vorbei, den ich hier auf der Insel betreibe. Was mir viel Spaß bringt und fast eine Art Belohnung ist für mich, nach all den Stunden am Schreibtisch vor dem Computer. Am Nachmittag oder frühen Abend, wenn Domino wieder zu Hause ist und an ihren Schularbeiten sitzt, nehme ich all unsere Hunde, die uns über die Jahre zugelaufen sind, gehe mit ihnen an den Strand und dann laufen wir dort um die Wette. Das sind für mich immer wieder die schönsten Momente meines Tages… MC

 

IssueGG Magazine 02/14
City/CountryThe Bahamas
PhotographyBrittan Goetz and David Loftus
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