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Let’s go NORTH by Michaela Cordes | 31. August 2018 | Personalities

Nur zwanzig Helikopter-Minuten nordwestlich von der Hauptinsel Mahé liegt das wohl luxuriöseste Eco-Resort der Welt: North Island. Ein unvergesslicher Besuch auf der fast unberührten Seychellen-Insel, auf der man sich ein bisschen wie Robinson Crusoe fühlen darf, aber rund um die Uhr mit Fünf-Sterne-Service verwöhnt wird.

Sanft landet der Helikopter auf der vom Wolkenbruch nassen Inselwiese. Nur wenige Sekunden später schwirren mindestens sechs Bedienstete herbei und geleiten mich in einen der wartenden Elektro-Buggys. „Hatten Sie eine guten Anreise? Vielleicht bringe ich Sie erst einmal in Ihre Villa“, schlägt eine Dame in Beige in einem charmanten Singsang aus französischem Englisch vor und düst los. North Island – ich bin angekommen! Kaum zu fassen, dass ich noch vor knapp neun Stunden in der wuseligen Airport-Lounge von Turkish Airlines saß. Die nur zwei Quadratkilometer kleine Privatinsel ähnelt von der Größe her dem Fürstentum Monaco – nur anders als dieses ist sie fast unbebaut. Hier im North Island Resort, wo man sich entweder zu Fuß, per Fahrrad oder Buggy fortbewegt, gibt es nur ein Restaurant, eine Bibliothek, ein Spa und ein Fitnessstudio. Und natürlich die elf exklusiven Gästevillen – die Preise gehen bei rund 6.000 Euro pro Nacht los. Die kurze Fahrt in meine Villa führt vorbei an prächtigen Kokospalmen, die sich im Wind wiegen. Ihretwegen und auf der Suche nach Fleisch setzte 1609 der erste Europäer seinen Fuß auf dieses schöne Fleckchen Erde: Kapitän Sharpeigh und die Crew der „Ascension“, die zur English East India Company gehörten. Sie entdeckten hier die unerwartet hohe Population von Riesenschildkröten; bis heute bleiben die Aldabra-Riesenschildkröten die größte Attraktion der Insel. Da! Am Wegesrand sehe ich schon eine, wie sie sich beschwerlich durch das trocken raschelnde Laub des Mangrovenwaldes schiebt. Bis zu 250 Kilo, so erfahre ich, wiegt eine der Schildkröten. Deutlich mehr als 100 Jahre alt kann so ein Tier werden – kein Landbewohner unseres Planeten wird älter. Und: Weil sie so lange leben, paaren sich Riesenschildkröten nur alle paar Jahre. Wir fahren durch dichte Mangrovenwälder und an Takamaka-Bäumen vorbei und schlängeln uns schließlich auf einem Feldweg zu meiner Unterkunft für die nächsten Tage: Villa Nummer 7 ist ein lässiger Outdoor-Indoor-Palast mit Palmdach: zwei große Schlafzimmer mit Badezimmern en suite, verbunden durch ein glänzendes Holzdeck, in das ein Jacuzzi eingelassen ist. In meinem Garten entdecke ich gleich noch eine Riesenschildkröte: Mitten auf dem Rasen kaut sie völlig unbeirrt von meinem Besuch ihr Gras. Herrlich!, möchte ich ausrufen, als ich sehe, dass mein privater Beachzugang nur ein paar Schritte entfernt ist. Einen solchen hat hier jede der Villen. Und dahinter: der unglaublich weiße, weiche Strand.

Einen persönlichen Butler habe ich auch: „Entspannen Sie sich! Ich packe schnell ihren Koffer aus“, sagt er, während ich meine Villa inspiziere: Die Einrichtung erinnert ein wenig an die Luxusversion der Familie Feuerstein: Baumstümpfe und -wurzeln, die glänzen, als seien sie hochglänzend lackiert, ragen durch mein Schlafzimmer und bilden Tischfüße oder Sockel. Der Charme des Interieurs ist das Verschwimmen von Außen mit Innen. Das Highlight: mein Badezimmer. Doppelt so groß wie mein Schlafzimmer finden sich darin Badewanne, zwei Duschen, und das Ganze zum Teil unter freiem Himmel. Ich mache mich auf den Weg zum Abendessen. Die Sonne beginnt gerade unterzugehen, und ich nehme den längeren Weg über den Strand. Brad Pitt und Angelina Jolie sollen sich hier für romantische Liebesferien in Villa Nummer 11 eingebucht haben. Prinz William und Kate haben in der Villa Nummer 4 ihre Flitterwochen verbracht. Kein Wunder, dass sich berühmte Menschen hier besonders wohlfühlen. So fern von jeglicher Zivilisation – und sicher vor Paparazzi – ist man nur an wenigen Orten auf der Welt. Rund um das Resort ist nichts als wilde Natur. Die 120 Mitarbeiter, die einem jeden Wunsch erfüllen, sofern er machbar ist, leben selbst auf der anderen Seite der Insel. Zum Frühstück kann man hier kommen, wann man möchte. Das stelle ich fest, als ich am ersten Morgen komplett verschlafe, aber kurz vorm Mittag noch Rühreier mit Toast bestellen kann. „Womit North Island vor Jahren zu kämpfen hatte, waren die Ratten“, erzählt General Manager Bruce Simpson beim Abendessen unter einem Takamaka-Baum. Ich sitze mit den Füßen im Sand und genieße den frischen Fisch, den ich nachmittags selbst fangen durfte. Ratten? Bei dem Wort fällt mir fast der frisch gegrillte Snapper aus dem Mund. Hier? „Ja, die ganze Insel war vor Jahrzehnten von ihnen befallen. Die Ratten kamen über die Zulieferboote. Sie fraßen die Eier der seltenen Vögel und zerstörten in kürzester Zeit die gesamte Flora und Fauna.“ Mittlerweile hat sich das Ökosystem wieder erholt und North Island gilt seit bald 20 Jahren als frei von Ratten. Aber bis heute achtet man peinlichst genau auf jede Lieferung, die anlandet. In einem speziellen Quarantäneraum werden alle Güter, die per Boot kommen, genau kontrolliert, bevor sie freigegeben werden. Die Mühe hat sich gelohnt. Heute finden sich hier wieder Vogel- und Pflanzenarten, die es sonst nirgends gibt auf der Welt. Etwa der Brillenvogel Seychelles White-Eye oder die Blaue Seychellen-Taube.

Der Retter dieser so einzigartigen Insel heißt Wilderness Safaris. Das ökologisch engagierte Reiseunternehmen hatte North Island 1997 mit dem Ziel gekauft, es zu einem luxuriösen Ökoresort zu machen. Man holte das Architektenpaar Silvio Rech und Lesley Carstens, das drei Jahre auf die Insel zog und das Interieuren Exterieur-Design entwickelte. Aus abgestorbenen Takamaka-Bäumen machten sie Stützen für die Dächer der elf Villen und legten den 25 Meter langen Pool auf eine Anhöhe neben dem Restaurant mit Blick auf die Bucht. Darüber befindet sich das schönste Fitnessstudio, in dem ich je trainiert habe: Durch große Glaswände schaut man auf die zerklüftete Küste und joggt auf dem Laufband dem Horizont entgegen. Noch eine Etage höher thront das Spa von North Island. Hier kann man sich auf flauschig-breiten Liegen massieren lassen, während ein warmer Wind die Haut streichelt. Kein Wunder, dass die Massage so außergewöhnlich gut ist – ein Großteil der Spa-Therapeutinnen kommt aus Bali, erzählt eine der fröhlichen Damen mit einem Kichern. Am nächsten Tag nehme ich eines der Fahrräder, die vor jeder Villa stehen, und radle zum berühmten Honeymoon Beach. Mir bleibt fast die Sprache weg, als ich den Strand mit tosender Brandung betrete: Kein Mensch ist zu sehen. Im Schatten einer Palme warten Picknickkörbe: mit Chicken-Skewers, Tacos mit Guacamole, frischem Obst. So viele Köstlichkeiten! Schnell gesellen sich einige Mini-Eidechsen dazu und essen ungeniert mit. Wunderbare Tage gehen zu Ende. Beim Abschied denke ich: Ich komme wieder.

IssueGG Magazine 04/18
City/CountrySeychelles/ Africa
Photography

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