Eine Reise der Kontraste by Christina Libuda | 6. März 2020 | Travel
Wer seine Reise auf die Insel Bali abwechslungsreich gestalten möchte, für den gibt es ein spezielles Doppel-Angebot: Es führt vom goldenen Privatstrand des Four Seasons at Jimbaran Bay in die Tiefen des balinesischen Dschungels zum Four Seasons at Sayan. Über göttliche Entspannung, Sterne-Küche an den Ufern des Ayung-Flusses und Begegnungen mit Reisbauern.
„Der Sacred Nap ist eine Reise zurück in die Kindheit, exklusiv kreiert für die Gäste des ,Four Seasons‘.“ WELLNESS-GUIDE IBU FERA
„Einatmen, ausatmen, die Augen geschlossen halten“, flüstert der Hindu-Lehrer und umschließt meine gefalteten Hände mit seinen. Eben erst bin ich aus dem Flughafen-Shuttle in die Hotellobby des „Four Seasons Resort at Jimbaran Bay“ auf Bali gestolpert; schon nach der kurzen Willkommensmeditation fühle ich mich meiner inneren Mitte etwas näher. Das Ritual bereitet mich auf die kommenden Tage vor, die vor allem ein Ziel haben: absolute Entspannung. Mit dem Golfcart geht es durch die 14 Hektar große Anlage, die auf einem Hügel der Halbinsel Bukit liegt, am südlichen Zipfel Balis. Sie grenzt an das alte Fischerdorf Jimbaran. Zwischen dicht gepflanzten Kokosnuss- und Zuckerpalmen, Plumeria und Hibiskus stehen 147 luxuriöse Villen, gebaut und angeordnet wie ein balinesisches Dorf. Hinter einer massiven Holztür verbirgt sich meine Unterkunft mit palmengesäumter Terrasse, Infinity-Pool und Blick auf die rund fünf Kilometer lange Jimbaran Bay. Eine Mauer, die traditionell die Dämonen der Insel abwehrt, sorgt für absolute Privatsphäre.
Die mit Palmenblättern gedeckte Villa ist klassisch zeitlos eingerichtet. Bunte Ikats und detailreiche Holzarbeiten des balinesischen Schnitzmeisters Made Jojol sorgen für Authentizität in all der Eleganz. Öffnet man die Terrassentüren, zieht eine sanfte Meeresbrise herein. Die schäumenden Wogen des Indischen Ozeans brechen an der Inselspitze bei Uluwatu und plätschern sanft an den privaten Hotelstrand. Vor über 25 Jahren eröffnete das Resort als das erste Hotel Balis, das seinen Gästen neben Fünf-Sterne-Luxus auch feinste Cuisine offerierte. Man könnte sagen, dieses Hotel ist so alt wie der Bali-Hype selbst. Und wie bei allem Bewährten gilt: Man weiß hier aus Erfahrung, worauf es ankommt. Das Essen ist großartig, die Mitarbeiter sind zutiefst freundlich und vorausschauend und das Spa-Angebot ist überwältigend. Ich entscheide mich für den Amethyst-Wrap. Die Anwendung setzt auf die Kraft des Mineralsteins, soll ausgleichend und regenerierend wirken. Der Heilstein-Wickel hält sein Versprechen: Mich bringt auf dieser Reise nichts aus der Ruhe.
Das „Four Seasons“ bietet mit dem Paket „Bali twice the magic“ die Chance, beide Resorts der Hotelkette auf der indonesischen Insel zu besuchen. Am nächsten Tag mache ich mich also auf den Weg in die Tiefen des balinesischen Regenwalds. Hier erwartet mich mein zweites Quartier. Es liegt ganz in der Nähe von Ubud, dem kulturellen und energetischen Zentrum der Insel. Die rund zweistündige Fahrt führt über verstopfte Straßen. Alle hupen, in der Hoffnung, ein paar Zentimeter voranzukommen. Dann aber sinkt der Geräuschpegel, irgendwann liegt er bei null. Ich öffne das Autofenster, es duftet nach Erde und Natur. Unser Ziel ist nicht mehr weit: das „Four Seasons Resort at Sayan“. Das Reisemagazin „Travel + Leisure“ wählte es 2018 zum besten Hotel der Welt. Ich laufe über eine Holzbrücke, die sich spektakulär über die Baumkronen erhebt und jede Ankunft zum Erlebnis macht. Die Brücke endet inmitten eines riesigen Seerosenteichs auf dem Dach des Hotels und mit einer Aussicht, die keinen Gast unberührt lässt. „Als würde man einen Löffel in eine Reisschüssel geben“, beschreibt der britisch-malaysische Architekt John Heah das berühmte Design, das er vor mehr als 21 Jahren enthüllte. Die „Reisschüssel“, ein Opfer für die Götter, soll die Verbundenheit zur einheimischen Kultur ausdrücken. Bali wird im Hinduismus auch als Insel der Götter bezeichnet. Über eine Wendeltreppe gelange ich zur Rezeption mit 180-GradPanorama-Blick in den Dschungel. Kleine Affen springen von einem Ast zum nächsten. Das hier ist einer dieser Orte, die man niemals vergisst. Julia Roberts wählte ihn 2009 während der Dreharbeiten zum Film „Eat Pray Love“, und auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama wohnte 2017 mit seiner Familie hier.
Das Resort erstreckt sich über sieben Hektar Dschungel. Es gibt drei Restaurants, eine Bar, eine Bibliothek, einen Spa- und Wellnessbereich und ein Areal, in dem Kinder betreut werden. Die 60 Villen und Suiten wurden in die Landschaft integriert – so geschickt, dass man seine Nachbarn weder sehen noch hören kann. In Anlehnung an das Design des Hauptgebäudes liegt der Zugang zu meiner Villa auf dem Hausdach, umgeben von einem Lilienteich. Ein Weg leitet mich zur Treppe, die hinunter in den privaten Außenbereich führt – mit Infinity-Pool und Blick ins satte Grün. Innen traditionelle balinesische Teakholzmöbel, handgewebte Stoffe und zeitloses Design in Cremetönen. Die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen – die Räume lassen sich durch Schiebetüren öffnen. Und bei Sonnenaufgang weckt das Dschungelorchester mit immer neuen Sinfonien. Ich beginne den Tag mit Morgenyoga und Rafting auf dem Ayung-Fluss. Dann darf ich mir die hauseigenen Reisfelder des Hotels anschauen. Knöcheltief im dunkelbraunen Schlamm versunken begrüßt mich der Bauer. Seine Hände sind von der Erde ganz weich geschmirgelt. Er schlägt die Reiskörner aus der Pflanze und legt sie zum Trocknen in die Sonne. Weißes Gold. So nennen es die Einheimischen.
In Gedanken noch auf dem Reisfeld lasse ich mich nachmittags in eine veilchenblaue Seidenhängematte fallen, die von der Decke eines Bambus-Pavillons baumelt. Bei einem „Sacred Nap“ werde ich nun wie ein Baby in den Schlaf geschaukelt. Diese Methode hat sich Wellness-Guide Ibu Fera ausgedacht, eine ehemalige buddhistische Nonne. Während sie leise ihre Mantras spricht, drifte ich im Geiste davon. Richtig wach macht mich erst wieder mein Espresso Martini an der Bar des exklusiven „Sokasi“, ein winziges Restaurant mit nur acht Plätzen und Show-Küche am Ufer des Ayung-Flusses. Der Chefkoch steht hinter dem Herd und erklärt voller Inbrunst, wie die in Bananenblätter gewickelte Ente zwölf Stunden in einem unterirdischen Lehmbackofen schmorte, um zu ihrer Zartheit zu kommen.
Mir fällt auf, wie häufig ich während meiner „Four Seasons“- Reise überrascht war – von dem, was ich gesehen, geschmeckt oder erlebt habe. Eben darauf beruhen herausragende Hotelkonzepte: Kreativität und Innovation. Am Ende meines Aufenthalts stehe ich am Badebecken des Hindu-Tempels Pura Tirta Empul. Ein Bad im heiligen Wasser bringt nach hinduistischem Glauben geistige sowie seelische Reinigung. In einen bunten Sarong gewickelt folge ich meinem Guru und lerne, zu beten wie die Hindus. Ich atme tief ein, tief aus und schließe die Augen.