Filter View All InterviewPlaygroundPersonalitiesTravelOfficesPrime Properties
Allgemeine GeschäftsbedingungenWiderrufsbelehrungE-MagazineGG AbonnementAboutMediadaten

Daur Power by Michaela Cordes | 6. Dezember 2019 | Personalities

Mit Disziplin, harter Arbeit, Natürlichkeit und der Energie einer Hochleistungsbatterie erobert Caro Daur nicht nur die Modewelt. Innerhalb von nur vier Jahren hat sich die heute weltbekannte Social-Media-Ikone zur festen Marke etabliert, der täglich zwei Millionen Menschen folgen. Eine Annäherung – auch an eine Profession, die immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Vielleicht auch weil man viel zu wenig über sie weiß.

Der Morgen nach der amfAR-Gala in Cannes. Gestern Abend posierte Caroline Daur noch in einer eleganten Abendrobe auf dem roten Teppich vor den kreischenden Fotografen. Jetzt sitzt sie, den aufgeklappten Laptop auf ihrem Schoß, in Jeans und Sweatshirt neben mir auf der Rückbank des Taxis und prüft einen Vertrag mit einem Kooperationspartner. Bevor wir zum Flughafen losgefahren sind, hat Caro – wie sie nicht nur von ihren Followern genannt wird – noch ein Videokonzept für ein großes Modeunternehmen ausgearbeitet. In wenigen Minuten hat sie es fertiggestellt, um es kurz darauf auf ihrem Instagram-Account zu posten. Innerhalb von Sekunden reagiert ihre Community von mehr als zwei Millionen Menschen: Sie liken, kommentieren und nehmen so an ihrem bunten Leben teil. Darüber hinaus hat sie sich ein mächtiges Netzwerk in der Modewelt aufgebaut. Nicht nur mit Moncler-Inhaber Remo Ruffini, Valentino-Chefdesigner Pierpaolo Picciolo, Kultdesigner Virgil Abloh (Off-White, Louis Vuitton Men) und der gesamten Fendi-Familie ist die Deutsche per Du. Auch zu der Hochzeit vom Sohn des Modedesigners Elie Saab war Caro Daur gerade eingeladen. Neben Modemarken wie Prada, Fendi, Valentino und Cartier haben auch schon Firmen wie Apple, Tesla und Warner Brothers mit der 24-Jährigen kooperiert. Einen Tag später sitzen wir beim Lunch im Patio des „Hotel Costes“ in Paris. In einer Zeit, in der täglich 500 Millionen Menschen Instagram nutzen, in der man aber kaum etwas erfährt über das Business hinter den schönen Fotos, haben wir uns zum persönlichen Interview verabredet.

Als wir dieses Treffen geplant haben, haben Sie mich gebeten, Sie bitte nicht „Influencer“ zu nennen. Wie würden Sie Ihren Beruf stattdessen bezeichnen? Das Wort klingt für mich inhaltslos und leer. Es charakterisiert keinen Berufszweig und auch nicht, wie das Tagesgeschäft einer Person aussieht. Es beschreibt lediglich, was es bewirkt: man „beeinflusst“ jemanden. Für mich kann das jeder sein. Weil die sozialen Medien vor wenigen Jahren aus dem Nichts kamen und die Entwicklung so rasant schnell ging, wurde einfach dieser Begriff genutzt. Meiner Meinung nach ist er zudem negativ besetzt. Mir fällt das auf, wenn ich mal jemanden um mich herum nach einer Idee für eine Bildunterschrift frage. Denn da eine gute zu finden, ist jedes Mal eine neue Herausforderung. Dann reagieren schon mal einige mit Unverständnis und Desinteresse, als wäre das total unwichtig. Dabei muss ich mit den Captions unter meinen Fotos immer wieder Humor und Spontaneität beweisen. Nein, ich würde mich eher als Unternehmerin bezeichnen. Ich habe eine GmbH gegründet und bin täglich und persönlich in jedes Detail involviert: im Management von Projekten. Ich kontrolliere Verträge, habe PR-Meetings, beantworte E-Mails und Anrufe, erstelle Konzepte, bin hinter und vor der Kamera und „entertaine“ 24/7. Man könnte es fast mit einer Art Realityshow vergleichen. Zudem nehme ich Schauspielunterricht. Ich habe auch schon bei einem Pilot-Dreh in London mitgewirkt und investiere in Start-ups. Das sind Bereiche, die ich nicht so sehr auf Instagram kommuniziere und noch etwas vorsichtig behandle. Let’s see what’s next.

„Das ist ein Business, bei dem man zehn Jobs gleichzeitig machen muss!“ CARO DAUR

Seit vier Jahren gehören Sie zu den großen Namen im Fashion Business. Sie haben sich über Instagram eine Community von zwei Millionen Followern geschaffen, die Ihnen auf Schritt und Tritt durch Ihren Alltag folgen. Welche Missverständnisse und Vorurteile würden Sie gern aus dem Weg räumen? Der Job ist kein Zuckerschlecken. Ich versuche das auch in meinen täglichen Storys zu porträtieren. Es ist nicht leicht, da die Balance darzustellen. Auf der einen Seite ist mir bewusst, wie einzigartig meine Arbeit ist. Sie bietet unglaubliche Privilegien. Aber es gehört auch sehr viel Druck dazu. Ohne Disziplin und harte Arbeit ginge es nicht. Es kann wirklich sehr stressig sein und ich gehe zeitweilig durch Ups and Downs. Besonders während der Fashion Weeks ist mein Tag unglaublich eng getaktet und intensiv. An ganz verrückten Tagen besuche ich bis zu acht Shows, was bedeutet: acht verschiedene Outfits!

Acht Garderobenwechsel an einem Tag? Müssen Sie sich für jede Show umziehen? Ich muss es nicht, aber in gewisser Weise bietet es ja die Möglichkeit, meinen Stil zu präsentieren. Wenn ich zum Beispiel gerade mit Prada kooperiere, ist es sinnvoll, etwas von Prada zu tragen. Ich finde, das ist ein respektvolles Auftreten gegenüber der Marke. Während der Fashion Week bin ich von halb acht morgens bis spät in die Nacht unterwegs. Der Grund sind die Beziehungen zu Designern, die ich unterstützen möchte, Interesse an den Kollektionen und auch der Gedanke: Es sind nur zwei Monate im Jahr, die kann man mal durchpowern. Und ja – das Neinsagen fällt mir sehr schwer. Ich bin interessiert an so ziemlich allem und jedem. Das bedeutet, dass ich „daur-haft“ auf Achse bin. Einen Monat lang schlafe ich im Durchschnitt pro Nacht vier Stunden. In der Nacht plane ich meine Looks für den folgenden Tag, packe Returns, also Kollektionsteile, die wieder zurück an die Designer gehen …

Moment: Die verpacken Sie selbst? Ja klar! Ich mache alles allein. Umso mehr habe ich die Uhr im Blick. Ich koordiniere meine Meetings, Fittings und Events – auch mit Hinblick auf die jeweilige Location. Ich versuche, alles sehr effizient zu planen. Morgens gehe ich zum Sport. Das ist der Zeitpunkt, wo ich abschalte und Energie tanke, dann starte ich mit der ersten Show gegen neun Uhr. Snacks kaufe ich unterwegs und esse Sandwiches, Obst und Süßigkeiten im Auto auf dem Weg zur nächsten Show. Abends habe ich dann meist gesetzte Business-Dinner.

Was lieben Sie an Ihrem Job? So viel! Den Kontakt zu interessanten Menschen. Das viele Reisen, das immer wieder neue Entdecken von Kulturen und Biografien. Das ist ein riesiges Privileg, dessen ich mir sehr bewusst bin. Ich blicke aber schon seit Beginn mit einer gewissen Vogelperspektive auf meinen Job und das Umfeld. Daher denke ich, dass mich die „Szene“ kaum verändert hat. Das liegt aber auch sehr an meinen Eltern. Sie sind immer für mich da und haben mir die wahren und wichtigen Werte im Leben mitgegeben. Natürlich ist mir auch bewusst, wie gefährlich Social Media sein kann: zu viel Zeit am Handy und das reale Leben „vergessen“. Aber ich möchte auch hervorheben, dass die digitale Welt sehr viele Chancen bietet. Meine Community ist so cool – ich bin im steten Austausch mit meinen Followern, lerne von ihnen, bekomme Tipps und treffe sie auch im realen Leben.

Wie muss man sich das vorstellen? Man ist mit Menschen der ganzen Welt verknüpft. Ich habe eine sehr diverse Community, die sich aus Menschen aus allen Ländern der Welt zusammensetzt. Wenn ich auf Instagram eine Frage stelle, bekomme ich immer gutes und schnelles Feedback. Meine Follower sind schneller als Google! (lacht) Als Beispiel: Ich bin immer auf der Suche nach guten Cafés und habe somit meine Follower gefragt: „Hey, was sind eure Lieblingscafés?“ Daraufhin habe ich alle Antworten zusammengeschrieben und eine Liste – die „Daur Coffee Tour“ – mit ihnen geteilt. So eine Aktion finde ich toll, weil sie nicht nur mir hilft, sondern allen einen Service bietet.

Wenn Sie eine Frage stellen in Ihrem Forum von zwei Millionen Followern, wie viele davon schicken Ihnen dann eine Antwort? Das kommt natürlich immer auf die Frage an. Ist sie sehr spezifisch, kommt weniger zurück. Aber es ist besonders spannend, wenn ich dieselbe Antwort mehrmals bekomme. Dann weiß ich, ach ja, das scheint ein Hotspot zu sein! Da kann man richtig Markforschung betreiben.

Ihre Follower – können Sie die beschreiben? Sophisticated, stylish, aufgeschlossen, positiv. Mein Alter und auch oft älter. Zwischen 25 und 35 Jahre alt, hauptsächlich Frauen. Ich kenne meine Follower sehr genau. Es ist mir auch schon oft passiert, dass ich von Leuten aus meiner Community angesprochen wurde und dann fast rot wurde, weil ich sie als deutlich cooler empfand als mich selbst (lacht). Manchmal werde ich auch gefragt: Oh Gott, findest du nicht, dass du zu transparent bist und dein Privatleben zu sehr zeigst? Ich denke dann immer: Ach, wer bin ich denn schon?

Gibt es da Grenzen für Sie, was Sie zeigen? Ich bin ein Bauchmensch und mache nur das, womit ich mich wirklich identifizieren kann. Ich bin da mein eigenes Barometer. Ich denke, es gibt viele Leute, die sich alles vorher ganz genau überlegen, planen und schauen, was in ihrer Community gut ankommt. Ich finde es dagegen wichtig, spontan und natürlich zu sein. Manchmal denke ich mir auch: Ach, Mensch Caro, du Depp! Da hättest du nochmal drei Minuten vorher nachdenken sollen (lacht)! Aber ich finde es auch wichtig, Fehler zu machen. Ich versuche immer zu reflektieren und gute wie auch schlechte Seiten zu zeigen. Bei Krankheiten und familiären und sehr privaten Themen ziehe ich eine Grenze.

Gab es Zeiten, in denen Ihre Eltern Ihren Job kritisch betrachtet haben? Am Anfang hat mein Vater mich öfter gefragt: Musst du das wirklich alles machen? Aber heute hat er einen riesigen Respekt und sagt immer: Wow, ich kenne wenige, die so viel arbeiten wie du.

Verstehen Ihre Eltern Ihr Business? Ja. Sie sehen ja meinen Alltag – und unterstützen mich dabei. Ich arbeite im Fashion-, Lifestyle-, Beauty- und Fitnessbereich. Die Übergänge sind fließend. Ich gehe zum Beispiel zu einem Filmfestival wie in Cannes. Dort treffen dann Menschen aus allen Industrien aufeinander – von Mode, Beauty, Film, Musik und Lifestyle. Oft ergeben sich dann wieder neue Kontakte und die Möglichkeit, gemeinsam Projekte umzusetzen.

Apropos Filmfestival – ist es richtig, dass Sie gern in der Filmindustrie arbeiten möchten? Ja, und daher verbringe ich im Jahr auch einige Wochen in L.A. und nehme dort Schauspielunterricht. Ich habe schon mit elf Jahren zu meiner Mama gesagt: Ich möchte Schauspielerin werden. Im Kindergarten war mein Traum, Opernsängerin zu werden, bis ich feststellen musste, dass ich nicht singen kann (lacht). Dann wählte ich in der Schule das Fach Darstellendes Spiel und habe gemerkt: Das möchte ich machen! Es hat mir so viel Spaß gebracht, dass ich daraufhin in die Theater-AG gegangen bin. Nach dem Abitur habe ich ein Studium in Politikwissenschaft, Schauspiel, BWL oder Jura in Betracht gezogen. Ich habe mich für BWL entschieden, da ich als Person doch eher risikoavers bin und mir eine solide Basis wünschte. Nebenbei habe ich bei Michael Page gearbeitet, einem Headhunter in Hamburg.

Sie haben ein sehr gutes Abi gemacht oder? Ja … 1,6. Nur zwei verflixte Punkte fehlten mir für einen Notendurchschnitt von 1,5. Alle haben schon gefeiert und ich so: Ich gehe nochmal in die Nachprüfung. Ich will die 1,5! Zwei Wochen habe ich gelernt, gelernt, gelernt. Und guess what: Ich bin in die mündliche Nachprüfung gegangen, um mich zu verbessern – und dann hat nur ein Punkt gefehlt. Aber: Ich hab es versucht.

Sie haben schon einen gewissen Ehrgeiz, oder? Öhm, ja – „ein gewisser“ ist gut: einen sehr großen, würde ich sagen! (lacht)

„Ich bin eher so ein Bauchmensch und mache nur das, womit ich mich identifizieren kann und anschließend mit mir im Reinen bin. Ich bin mein ganz eigenes Barometer.“

CARO DAUR

Bei Ihren Jobs als Studentin: Ging es Ihnen darum, eigenes Geld zu verdienen, oder auch um die Erfahrung? Beides. Ich habe viele verschiedene Jobs gemacht. Unter anderem als Nachhilfelehrerin oder als Springer bei einem Catering-Unternehmen. Ich sprang immer ein, wenn jemand gebraucht wurde. Mal ab vier Uhr morgens im Frühstücksservice eines Hotels, oder ich habe Crêpes gewendet im Heidepark Soltau – wo ich kläglich versagt habe (lacht). Es hat natürlich nicht alles Spaß gemacht, aber im Endeffekt sind das alles wichtige Erfahrungen im Leben. Und heute denke ich: Hallo, wie witzig ist es, dass ich mal Crêpes im Heidepark gewendet habe?

2010 wurde Instagram gegründet. Die Community auf Ihrem eigenen Account wuchs mit der App, und nachdem die Sportcompany Nike Sie als erste Marke wegen einer Kooperation ansprach, haben Sie 2015 beschlossen, sich ganz auf Ihr eigenes Business zu konzentrieren und Ihr Studium zu pausieren. Das war sicher keine leichte Entscheidung. Mitte 2015 wurde das Pensum mehr und mehr. Ich war dauernd auf Reisen. Ich habe gemerkt: Es wurde zu viel. Studium, der Job bei Michael Page und nun dieser ganz neue Job. Also habe ich mich – erst mal – für den Aufbau meines Unternehmens entschieden. Ich mache lieber eine Sache richtig gut als drei nur halb. Ich bin durch und durch Perfektionistin.

Was war damals Ihr eigentliches Ziel, als Sie angefangen hatten zu studieren? Ich wäre gern in ein Unternehmen gegangen. Mein Schwerpunkt im Studium war Unternehmensführung. Das Fach Recht fiel mir leicht und hat mir auch großen Spaß gemacht. Für Statistik und Mathe hingegen saß ich teilweise bis Mitternacht in der Bibliothek.

Heute sind Sie selbst Ihr eigenes Unternehmen – 2017 haben Sie Ihre Firma Caro Daur GmbH gegründet. Ich war ja immer schon sehr selbstständig, und daher habe ich auch diesen Schritt gewagt. Das ist das „Schizophrene“ an mir: Ich bin einerseits super unabhängig und gehe meinen Weg auch gern mal allein, und andererseits liebe ich es, unter Menschen zu sein und bin sehr gesellig. Ein typischer Fisch eben. Ja – ich liebe Astrologie! Ich schwimme gern im Schwarm, aber brauche auch die Möglichkeit, mich zurückziehen zu können. Im Endeffekt mache ich es dann aber fast nie (lacht). Auf einer Reise zum Beispiel bin ich die Letzte, die allein im Zimmer sitzt. Außer wenn ich ungute Energie fühle. Ich spüre das sofort. Ich möchte auch immer herausfinden, ob es vielleicht an mir liegt und ob ich was ändern könnte. Ich bin sehr an der menschlichen Psyche interessiert.

Wer sind die drei wichtigsten Menschen in Ihrem Leben, die Sie beraten, von denen Sie sich etwas anhören und die Sie um Rat bitten? Meine Schwester und meine Eltern.

Ihre Kindheit – wie sind Sie eigentlich großgeworden? In Maschen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Hamburg. Ich war schon als Kind ein absoluter Freigeist – sehr offen, habe viel geredet, war multi-interessiert und habe tausend Fragen gestellt. Ich glaube, meine Lehrer waren manchmal genervt von mir und haben sich entweder gedacht: Was kann man denn nun noch fragen?, oder sie haben mich ermahnt: Caro – komm zum Punkt! Ich habe mich eigentlich nicht verändert.

Sie sind sehr eng mit Ihrer Familie verbunden. Wenn Sie ein paar Tage frei haben und in Hamburg sind, dann wohnen Sie bei Ihren Eltern und teilen das auch auf Ihrem Account. Vergangenes Jahr war ich 315 Tage unterwegs. Daher ist es für mich im Grunde nicht sinnvoll, auszuziehen. Andererseits finde ich es natürlich wichtig, dass ich mich abnabele, und möchte mir bald eine eigene Wohnung suchen. Doch ich weiß auch, dass ich meine Eltern dann noch mehr vermissen würde. Wenn ich nach Hause komme, lege ich mich immer zuerst zu denen ins Bett.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Ich möchte auf jeden Fall irgendwann eine Familie gründen. Ich bin ein großer Familienmensch und wie ein Border Collie, der immer alle Schäfchen zusammenhalten möchte. Ich bin auch total die Mutti. Die, die immer alles organisiert und sich um alle kümmert. Meine Mama hat mich mit 39 bekommen. Daher habe ich keine Angst, dass es „schnell gehen muss“. Ich möchte jetzt erst mal alle Chancen mitnehmen und alles Weitere auf mich zukommen lassen.

… und beruflich? Ich würde mich sehr gern weiter in Richtung Schauspiel orientieren. Zudem interessiere ich mich auch mehr und mehr für Kunst und die Tech-Industrie. Ich denke auch darüber nach, eine Charity- Organisation zu gründen. Es wäre ja schade, wenn ich meine Reichweite nicht noch mehr für solche Themen nutzen würden. Auch in politische Themen (im Mai 2019 hat Caro Daur auf Instagram für die Europa-Wahl geworben, Anm. d. Red.) würde ich mich in Zukunft gern mehr involvieren.

Sie sind für Unternehmen sicher heute auch eine Art Instanz. Gibt es Anfragen von Firmen, die von Ihnen hören wollen, was auf Instagram funktioniert und was nicht? Ja, klar gibt es die. Aber Instagram funktioniert nicht wie eine strategisch entwickelte Formel. Instagram ist eine Plattform für Menschen und keine Maschine – wir sind doch kein theoretischer Business Case. Da gibt es kein Schema. Ich denke weiterhin, dass Authentizität das Wichtigste ist.

Es gibt also kein Erfolgsrezept? Viele haben mir schon geraten: Schreib doch mal ein Buch und erkläre, wie sich das alles entwickelt hat und funktioniert. Ich kann nicht erklären: So und so baust du dir Follower auf. Man sieht das doch auch bei anderen Menschen, die sind auch nicht aufgrund einer Formel erfolgreich, sondern weil sich Dinge gefügt haben. Wenn ich nach meinen fünf Tipps gefragt werde, muss ich immer lachen. Mein „ultimativer Tipp“: Mach dein eigenes Ding! Und schaue nicht nach rechts und links.

„Viele haben mir schon geraten: Schreib doch mal ein Buch, wie dein Business funktioniert! Aber es gibt keine magische Formel. Mein bester Tipp: Mach dein eigenes Ding!“ CARO DAUR

Eine eigene Modekollektion gehört für viele Kolleginnen in Ihrem Geschäft zu einem der großen Ziele. Die Italienerin Chiara Ferragni hat sich damit über Instagram ein Millionengeschäft aufgebaut. Haben Sie darüber auch schon mal nachgedacht? Natürlich. Ich habe schon sehr viele Ideen in die Richtung. Jedoch ist der Knackpunkt, wie so oft, das richtige Team. Ich bin erst 24 und möchte jetzt erst mal Erfahrungen sammeln und da nichts überstürzen.

Gestern Abend auf der amfAR-Gala kam Ferragni an Ihren Tisch und hat Sie herzlich begrüßt – gibt es Freundschaften in diesem Business? Ja! Natürlich! Chiara habe ich auch schon mehrere Male privat getroffen. Ich habe viele Freundschaften durch meinen Job geschlossen. Ich schreibe, telefoniere oder facetime regelmäßig mit vielen von ihnen. Zu Dr. Barbara Sturm (der deutschen Beauty-Unternehmerin, Anm. d. Red.) und ihrer ganzen Familie habe ich zum Beispiel eine sehr enge Bindung aufgebaut. Und das alles im Endeffekt durch Instagram. Verrückt, oder?

Was war der bisher schönste Moment in Ihrer Karriere? Da gibt es so viele! Unter anderem war es eine unglaubliche Ehre, von Peter Lindbergh fotografiert zu werden. Er war so ein herzlicher und einzigartiger Mensch. Auch meine Zusammenarbeit mit MAC (für das US-Kosmetikunternehmen kreierte Caro Daur bereits zwei Lippenstift-Kollektionen, Anm. d. Red.) war ein Traum. Mit einem Großteil des MAC-Teams bin ich nun auch eng befreundet. Ich nenne sie nicht ohne Grund meine kleine MAC-Family.

Gibt es ein Motto, nach dem Sie leben? Was sind die Werte, mit denen Sie Ihre Marke füllen? Ich finde es wichtig, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Ich bin nicht immer gut gelaunt, aber wenn das so ist, dann stehe ich dazu. Empathie, Respekt und Feingefühl sind für mich die magischen Worte. Ich denke, das hat besonders mit meinen Eltern zu tun. Ich habe viel von ihnen gelernt, auch wie sie miteinander als Paar umgehen. Meine Eltern streiten sich nie und gehen sehr liebevoll miteinander um. Das schätze ich sehr und mir ist sehr bewusst, wie dankbar ich sein kann, ein so schönes Leben führen zu dürfen.

IssueGG Magazine 01/20
City/CountryParis, France
PhotographyDouglas Friedman
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden