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Wüsten Oase by Christina Libuda | 3. September 2021 | Personalities

Das Invisible House in Joshua Tree, Kalifornien, macht seinem Namen alle Ehre: Durch seine verspiegelten Fronten verschmilzt es nahezu mit der marsähnlichen Wüstenlandschaft. Entworfen hat es „American Psycho“-Filmproduzent Chris Hanley.

Wer genau hinschaut, kann die Umrisse des verspiegelten Invisible House erkennen, das die satten Farben und Schatten der Wüstenlandschaft reflektiert. Die wohl spektakulärste Immobilie im Süden Kaliforniens erfüllt mit ihrer absoluten Alleinlage den Traum vom Aussteigerleben auf höchstem Niveau.

Nach links und rechts entfaltet sich ein kilometerbreiter Teppich aus massivem Gestein und Wüstensand. Aus dem Boden ragt hier und da eine Josua-Palmlilie, die dem angrenzenden Joshua-Tree-Nationalpark ihren Namen gab. Es ist absolut still. Die Sonne brennt. Im Sommer steigen die Temperaturen hier in der Mojave- Wüste im Westen Nordamerikas auf über 54 Grad, im Winter liegt eine Schneedecke auf der steinigen Landschaft.

Genau diese Extreme begeistern den Hollywood-Filmproduzenten und Regisseur Chris Hanley, der mit seiner Frau Roberta seit den 90er-Jahren herkommt – immer dann, wenn sie eine Auszeit von der überdrehten Filmwelt brauchen. Im Winter 2005 entdecken sie das Grundstück, auf dem sie später das sagenhafte Invisible House bauen. Heute setzt sich die gesamte Grundstücksfläche von 90 Acre aus zwei Grundstücken von jeweils 67,5 und 22,5 Acre zusammen, die an den Nationalpark angrenzen. Hanley fotografierte damals die schnee- bedeckte Kulisse. „Es war kalt und schön, fast magisch“, so der Macher von Filmen wie „American Psycho“ und „Buffalo ’66“. Die Fotos hat er noch immer.

Je nach Tageszeit und Blickwinkel verändert sich die Spiegelung auf den Fronten des Hauses. „Wenn ich am Nachmittag am Rand des Grundstücks stehe, muss ich sehr genau hinschauen, das Haus verschwindet in der Kulisse“, lacht Hanley. Bekommt das Auge jedoch die Umrisse des rechteckigen Gebäudes zu fassen, erinnert es an einen Wolkenkratzer, der auf der Seite liegt. Bei den lichtbrechenden Glasfronten handelt es sich um jene, die für den Bau von Hochhäusern in Metropolen wie New York oder Dubai verwendet werden. Hier, inmitten der marsähnlichen Wüste Kaliforniens, wirken sie wie ein galaktischer Gruß. „Nachts erinnert es mich an den Monolith aus der Geschichte ‚2001: A Space Odyssey‘, der als kraftgeladenes Geschenk einer außerirdischen Zivilisation erscheint“, so der Filmproduzent. Er hat das Haus mit dem Architekten Tomas Osinski entworfen. Hanleys Großvater entwickelte als Architekt einige bemerkenswerte Wolkenkratzer in New York. Er brachte sich auch bei der Weltausstellung von 1939/40 ein, die unter dem Motto „Building the World of Tomorrow“ in Queens stattfand.

Umgeben von einem privaten Grundstück, so groß wie etwa 50 Fußballfelder, wird die Wüste zum Verbündeten. Vor der Haustür liegen riesige Felsbrocken und Granit-Formationen, ent- standen vor etwa 135 Millionen Jahren, als geschmolzenes Gestein unterhalb der Erdoberfläche erstarrte und durch Erosion freigelegt wurde. „Eine unwirkliche Kulisse und das Zuhause von Wüstenbewohnern wie Kojoten, Berglöwen, Kaninchen, Wachteln, aber auch Eidechsen und Schildkröten“, so Hanley, für den ein umwelt- freundliches Konzept des Hauses im Fokus stand. Das Isolierglas mit niedrigem Emissions- grad dient dank Low-Emissivity-Glas-Technologie als Wärme- und Sonnenschutz. Die Solaranlage auf dem Dach sowie ein Warmwasseraufbereitungssystem machen das Haus völlig autark.

Eine massive Stahlkonstruktion an der Decke grenzt die 510 m2 große Wohnfläche nach oben ein, der glatte Betonboden bildet einen Kontrast zum staubigen Wüstengrund – den- noch wirkt es, als würden die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwinden. Im Vergleich zur eindrucksvollen Naturszenerie ist das Interieur zurückhaltend minimalistisch. XXL-Sofas stehen neben einladenden Designertischen. Die offene Küche eignet sich problemlos auch für größere Events. In der Mitte des Hauses befinden sich vier Schlafzimmer und Bäder, die durch weiße Wände unterteilt sind, Türen gibt es keine. Ein gläsernes Bettgestell oder auch die frei stehende Glasdusche entsprechen ganz der Ästhetik des Hauses. Kunst findet sich an den Wänden keine. Und das, obwohl Hanley in den 80er-Jahren die größten zeitgenössischen Künstler am Sammlermarkt vertrat. Unter ihnen Damien Hirst, Edward Ruscha, Roy Lichtenstein und auch seine Freunde Andy Warhol, Jean Michel Basquiat und Keith Haring.

Diese Zeit hat seinen Blick auf das Wesentliche geschult, wie z.B. den 30-Meter-Indoor- Pool. „Draußen wäre es einfach zu heiß“, so Hanley. Für größere Gruppen steht zusätzlich das 720 ft2 große Gästehaus mit Boffi-Küche und Badezimmer zur Verfügung.

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PhotographyPetr Mašek