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The Glory of Tory by Michaela Cordes | 2. Juni 2010 | Personalities

Sie ist schön, erfolgreich und Mutter von sechs Kindern. Ein Hausbesuch bei Tory Burch, einer modernen Wonderwoman.

„Eigentlich wollte ich eine Karriere als Tennisspielerin!“ Tory Burch

Von New York, Paris, München bis nach Madrid und Hongkong schwärmen Frauen von den Kreationen einer ungewöhnlichen Frau: Tory Burch. Blond, zierlich, mit einem sonnigen Wesen kreierte diese Superwoman aus Pennsylvania innerhalb von nur sechs Jahren eine ungewöhnliche Karriere für sich.

„Im ersten Ehejahr war ich plötzlich Mutter von fünf Kindern.“ Tory Burch

Erst heiratete sie einen Mann mit drei Töchtern, dann bekam sie selbst drei Jungs dazu. Um kurz darauf, inspiriert von dem glamourösen Leben ihrer Eltern, ein Fashionimperium zu gründen. Das Label Tory Burch erobert seit der ersten Kollektion die Kleiderschränke von modebewussten Frauen aller Altersgruppen und wird mittlerweile in weltweit 22 Tory-Burch-Läden verkauft. GG traf die engagierte Businessfrau in ihrem New Yorker Apartment auf der Upper East Side.

 

GG: Hatten Sie immer vor, Designerin zu werden? Tory Burch: Nein, ganz und gar nicht. Als junges Mädchen war ich ein ganz schöner Wildfang und nur an Sport interessiert. Ich wuchs auf einer Farm auf im Valley Forge mit drei Brüdern, und ich verbrachte meine Zeit damit, mit ihnen mithalten zu können: auf Bäume zu klettern, Tennis zu spielen. Ich wollte immer eine professionelle Tennisspielerin werden.

Wie kam es zu dem plötzlichen Wandel, dass Sie schließlich in der Modebranche landeten? Ich beendete mein Studium der Kunstgeschichte an der Universität von Pennsylvania. Kurz darauf ging ich zu Ralph Lauren und blieb für sieben Jahre. Hier lernte ich genau, wie man eine Marke aufbaut: erst in der Public-Relations-, dann in der Werbe und Marketing-Abteilung. Ralph Lauren war das perfekte Trainingsumfeld für mich. Vera Wang und ich wurden Freunde, als sie selbst noch bei Ralph Lauren arbeitete. Sie fragte mich einige Jahre später, als sie sich mit ihrer ersten Brautmoden-Kollektion selbstständig machte, ob ich ihre PR und die Werbeabteilung für sie übernehmen würde. Bei ihr blieb ich weitere sechs Jahre. Es war eine spannende Zeit, weil ich ihr half, ihren Namen als Designerin bekannt zu machen und die Kollektion über die Brautmoden hinaus zu erweitern.

Und dann wurden Sie Mutter! Während ich mit Vera arbeitete, heiratete ich und wurde auf unseren Flitterwochen schwanger mit Zwillingen! Chris (Burch) hatte bereits drei Töchter aus seiner vorherigen Ehe, und so wurde ich in unserem ersten Ehejahr mit einem Schlag Mutter von fünf Kindern! Ich beschloss, Vera zu verlassen, um mich mehr auf meine Familie konzentrieren zu können.

Fünf Kinder, ein Ehemann – trotzdem arbeiteten Sie weiter. Für LVMH, kurz bevor Sie Ihre erste Kollektion auf den Markt brachten. Wie kamen Sie auf die Idee, ein eigenes Label zu gründen? Für LVMH zu arbeiten war ein Traum, denn wegen meiner drei Jungs konnte ich schlecht Vollzeit einen Job übernehmen. Aber auch drei Tage die Woche waren schwer durchzuhalten. Also gab ich das Arbeiten zunächst ganz auf. Dann geschah der 11. September. In dieser Zeit wurde ich geradezu süchtig danach, CNN zu schauen. Zwischen den News-Berichten gab es immer wieder diese Werbung: „Follow your dream“, „Start a small business“. Nach acht Monaten, in denen ich diesen Werbeblock immer und immer wieder gesehen hatte, hörte ich darauf! Ich flog nach China, besuchte Fabriken, begann an Logo-Entwürfen zu arbeiten und überlegte, wie mein erstes Geschäft aussehen und wo es stehen müsste. [Tory Burch entschied sich damals, sehr ungewöhnlich für ein sogenanntes Uptown-Girl, für den hippen Stadtteil Nolita.] Für zehn Monate arbeitete ich Tag und Nacht. Wir eröffneten während der Fashion Week im Februar, und der erste Tag war unvergesslich spannend. Wir luden Freunde, Familie und Redakteure ein, Menschen, die uns ins Gespräch bringen würden. Wir waren nicht nur am allerersten Tag ausverkauft, wir bekamen auch unglaublich viel Unterstützung und Ratschläge, die uns weiterhalfen. Wir nahmen 100.000 US-Dollar ein – und unsere Kollektion war auf einmal präsent da draußen!

Ihr damaliger Ehemann Chris Burch wurde auch Ihr Businesspartner. Wie funktioniert so etwas? Chris war unglaublich unterstützend und half der Firma, strategisch zu denken. Er etablierte die Quellen und stellte sicher, woher unsere Waren kamen. Seine größte Stärke ist mehr das große Ganze als das tägliche Geschäft.

Chris wollte Sie zunächst davon überzeugen, erst einmal mit einer Linie z. B. Kleider anzufangen. Warum entschieden Sie sich, gleich mit 15 diversen Kategorien zu starten? Wenn heute jemand in unsere Geschäfte eintritt, versteht er sofort unsere Perspektive und wer wir sind. Handtaschen, Schuhe, Mäntel, Hosen und Kleider. Alles gehört zu einem Gesamtkonzept, das für eine Lifestyle-Marke stehen soll. Dazu gehören auch die Musik, die Kerzen, das Logo.

Es klingt so, als wollte Ihr Ehemann damals Kontrolle über Ihre Ideen ausüben. Etwas, das nicht selten passiert; wenn man einen starken, erfolgreichen Mann heiratet, will dieser oft noch, dass man zu Hause bleibt und sich ausschließlich um die Kinder kümmert. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Erstaunlich ist, dass man durch solche Krisenzeiten oft erstaunlich viel kreative Energie schöpft. Für mich wurde die Situation zu Hause immer komplizierter, sodass ich glücklich war, eine eigene Firma gegründet zu haben. Etwas für mich selber aufgebaut zu haben hat mich sehr viel stärker gemacht. Und unabhängiger. Ich brauche nicht mehr in einer Situation zu bleiben, wenn ich nicht mehr möchte. Ich denke, es gibt heute viele Frauen, die sich in Umständen befinden, aus denen sie nicht herauskönnen. Es ist gut zu wissen, dass es einen Weg nach draußen gibt. Es erfordert aber, dass man sehr genau weiß, wie dieser Weg aussehen soll, und dann muss man die ersten Schritte machen, um genau diese unabhängige Person werden zu können.

Als ich Ihre Geschichte zum ersten Mal hörte: sechs Kinder, Scheidung, heute erfolgreiche Geschäftsfrau – dachte ich: Das ist eine Art Superwoman! Ich habe ganz einfach gemerkt, dass das Leben kurz ist und ich das Beste aus jeder Situation machen muss. Manchmal muss man diesen Schritt zurück machen, um herauszufinden, um was es am Ende wirklich geht. Um zu sehen, welche Dinge man braucht und welche gar nicht, die einen aufregen. Das ist nicht so einfach, wie es klingt. Aber ich würde mich als eine ruhige Person bezeichnen. Das habe ich, glaube ich, von meinem Vater. Er ist vor zwei Jahren verstorben, das war sehr schwer für mich. Aber er hat noch erleben können, wie unser Erfolg begann.

Heute würde er umso mehr staunen: Sie haben sechs Kinder und ein enorm erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Wie groß ist Tory Burch heute? Wir haben über 450 Angestellte. Manchmal kann ich das selber gar nicht glauben und bin fast geschockt, wie groß wir mittlerweile sind. Ich war nie auf einer Designschule, ich hatte nie daran gedacht, Designerin zu werden. So viel, was Tory Burch heute ist, kommt eigentlich von meinem Vater. Er hat mich sehr inspiriert. Er war kein Designer, vielmehr hat er immer seine eigenen Sachen für sich privat entworfen.

Es klingt, als habe er einen großen Einfluss auf Sie gehabt? Mein Vater war sehr unkonventionell und hatte seinen eigenen einzigartigen, kompromisslosen Stil. Er hatte niemals einen traditionellen Job, war Erfinder und hatte viele Hobbys. Er sammelte Antiquitäten und Malerei. Ironischerweise sind meine beiden Brüder und ich alle Workaholics geworden. Mein Vater half einfach jedem und gab Menschen, die Hilfe brauchten, Unterschlupf. Er reiste sehr viel, kannte daher die Welt und war sehr belesen. Meine Eltern liebten es, auf gemeinsame Reisen zu gehen. Ich erinnere mich noch genau, wie ich es als kleines Mädchen kaum erwarten konnte, dass sie mir ihre Fotos und Souvenirs zeigten, die sie von ihren Reisen mitbrachten. Aus Marokko, der Türkei oder Griechenland. Bis heute liebe ich es, durch ihre Fotoalben zu blättern, die Fotos aus den 50er Jahren von ihnen, in Südfrankreich …

Dieses Lebensgefühl spürt man, sobald man an die Marke Tory Burch denkt. Exotisch, Vintage wie St. Tropez in den guten alten Zeiten. Es scheint so, als hätte sich die Abenteuerlust Ihrer Eltern auf Sie übertragen. Wie hat man in Ihren sozialen Kreisen, in denen es ja noch die Ausnahme ist, dass die Frau arbeitet und Karriere macht, auf Ihre plötzliche Karriere reagiert? Es gab eine Menge Unterstützung, aber es gab sicherlich auch ein paar gehobene Augenbrauen. Ich habe nie viel über meine Firma gesprochen, bis wir eröffnet haben. Insofern waren die meisten unserer Bekannten sehr überrascht, als es dann so gut lief.

Sie sind mittlerweile zu einer Art Heldin geworden, die sehr bewundert wird. Haben Sie gemerkt, dass man Sie plötzlich anders betrachtet? Mir gefällt der Gedanke, dass andere Frauen plötzlich feststellen, dass es möglich ist, sich selbst zu erfinden. Zurück ins Arbeitsleben zu gehen und ein neues Leben zu beginnen, wenn es das ist, was sie wollen. Ich bin mir sehr bewusst, dass ich vor allem meinen Kindern ein Vorbild bin. Aber es ist schön, wenn auch andere Menschen mich bemerken. Zu arbeiten ist für mich ein so wichtiger Teil meines Lebens, ich könnte mir niemals vorstellen, nicht zu arbeiten.

Das erfordert eine Menge Energie. Dabei hätten Sie sich nach Ihrer Hochzeit auch gemütlich zurücklehnen können und einen wunderbaren Lifestyle genießen können. Warum wollten Sie mehr? Ich finde es großartig, dass es Menschen gibt, die genau damit glücklich sind. Ich verurteile es nicht. Ich möchte aber andererseits auch nicht dafür verurteilt werden, dass ich einen gewissen Ehrgeiz habe. Für manche Menschen ist es immer noch schwer, dieses Wort mit Frauen zu assoziieren.

Das ist so wahr … Und wenn es um Männer geht, ist es gleich selbstverständlich! Es ist geradezu verrückt. Sosehr ich das kann, versuche ich, mit diesem Stigma aufzuräumen. Ich denke, Frauen sollten sich gegenseitig stärken und unterstützen. Aus diesem Grund habe ich gerade eine Stiftung gegründet, die Frauen Mut macht, indem wir ihnen Mentoren zur Seite stellen, wenn sie ein Geschäft gründen wollen. Wir helfen ihnen mit kleinen Darlehen, dieses zu finanzieren. Ich bin selbst davon überwältigt gewesen, wie viel Unterstützung ich bekommen habe von Freunden und Kollegen in ganz verschiedenen Gebieten.

Das klingt nach Female Power! Das hoffe ich! Über 70 Prozent der Armut in den USA werden von Frauen und Kindern erlebt. Wir müssen helfen, das zu ändern. Und Frauen haben ein großes Talent für Unternehmeraktivitäten. Es ist ein gutes Gefühl, jemandem zu helfen.

Kurz nachdem Ihre erste Kollektion ausverkauft war, lud Oprah Winfrey Sie in ihre Show ein. Das allein ist schon fast ein Beispiel von Frauenpower. Ich verdanke einen Großteil meines Erfolgs dem TV-Auftritt bei Oprah. Als ich den ersten Anruf deswegen bekam, dachte ich, das wäre ein Scherz meines Bruders. Er sagte: Oprah will dich in ihrer Show haben! Aber dann hörte ich: Wirklich, das ist so! Mein Auftritt in ihrer Sendung hat unser Geschäft über Nacht verändert. Allein auf unserer Website hatten wir am nächsten Tag über sieben Millionen Klicks.

Das ist unglaublich! Aber wie kam es zu der Einladung? Eine ihrer Produzentinnen hatte Oprah ein paar Teile meiner Kollektion zu Weihnachten geschenkt. Mir wurde gesagt, sie habe sich so sehr darüber gefreut, dass sie fragte: Wer ist diese Frau? Zu diesem Zeitpunkt stellte sie gerade eine neue Show unter dem Titel „The Next Big Thing“ zusammen, und für den Bereich Mode wählte sie uns. Also flog ich nach Chicago und organisierte eine Modenschau.

Wenn Sie heute auf Ihre ersten Designs zurückschauen, was hat Sie damals inspiriert? In jeder Hinsicht geben sie bis heute meine Kindheit wieder. Eine ganz andere Kindheit, als die meisten Menschen denken würden. Meine Eltern liebten Menschen, eines Tages werde ich ein Buch darüber herausbringen. Unsere Eltern zeigten uns ein Leben der Exzentrik und der Schönheit. Für uns war das Glas stets halbvoll. Wir hatten immer, was wir uns wünschten, nicht unbedingt im materiellen Sinn. Uns wurde auch immer beigebracht, zu genießen, wie gut es uns geht, und das Leben zu lieben.

Was machen Ihre Brüder heute? Mein älterer Bruder hatte eine Firma, die er verkauft hat, und nun arbeitet er mit mir zusammen. Das ist das wahrscheinlich größte Geschenk, das ich je bekommen habe, der fröhlichste Mensch, den ich kenne. Mein anderer Bruder Jamie ist fantastisch, so kreativ. Er arbeitet in einer Marketingfirma. Und dann ist da noch mein kleiner Bruder. Er stammt aus Argentinien und arbeitet im Bankwesen in Washington.

Das klingt wunderbar. Inwiefern hat Ihre eigene Kindheit Sie als Mutter beeinflusst? Wie erziehen Sie Ihre Kinder heute? Ebenso wie meine Eltern reise ich sehr viel und gerne mit meinen Kindern. Wo immer hin es auch gehen mag. Wenn ich aus geschäftlichen Gründen reisen muss, halte ich diese Reisen sehr kurz, und dann kommt meine Mutter und passt auf meine Kinder auf. Das Schwierigste ist es für mich, die Balance zu finden zwischen dem, was für meine Kinder wichtig ist, und dem, was meine Firma braucht. Die Bedürfnisse meiner Kinder kommen an erster Stelle, alles andere danach.

Können Sie die typische Tory-Burch-Kundin beschreiben? Das ist eine schwierige Frage. Denn unsere Kundin ist nicht auf ein bestimmtes Alter festzusetzen. Wir werden plötzlich auch von sehr jungen Kundinnen entdeckt, und gleichzeitig kaufen auch ältere Damen unsere Sachen. Ursprünglich war es einmal die 35- bis 40-jährige arbeitende Mutter, die alleinstehend ist. Aber plötzlich ist da dieses viel jüngere Phänomen. 15-Jährige, die leidenschaftlich unsere Kollektionen auf ihre ganz eigene Weise tragen. Und dann sind da die Mädchen, die gerade das College verlassen, so wie meine Stieftöchter. Kurz gesagt, im Grunde gibt es nicht die eine Tory-Burch-Frau. Die Downtown-Frau trägt unsere Stücke hip und gewagt, die UptownFrau mehr elegant und ganz anders. Aber so sollte es auch sein, ich lerne oft für neue Kollektionen aus diesen Beobachtungen. Am Ende geht es darum, den eigenen Style zu finden.

IssueGG Magazine 03/10
City/CountryNew York/ U.S.
PhotographyMark Seelen
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