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Innovativ, elegant & zeitgenössisch by Siems Luckwaldt | 28. Januar 2015 | Lifestyle

Seit  140 Jahren steht der Name Piaget für feinste Uhrmacherkunst. Mittlerweile haben sich die Schweizer auch im Schmuckdesign einen Namen gemacht. Doch bleiben sie ihrem Erbe verpflichtet, Uhren von Weltruf zu entwickeln: extrem flach, niemals platt!

Wenn Philippe Léopold-Metzger mitmarkant französischem Akzent von seiner Arbeit spricht, hält der Zuhörer den Atem an und wünscht sich einen Anschnallgurt. Der gebürtige New Yorker mit Familienwurzeln im Land von Haute Cuisine und Haute Couture ist jede freie Minute für das Unternehmen aktiv, dessen Führung ihm anvertraut wurde: die Uhren- und Schmuckmarke Piaget. „Unsere moderne Technik ist toll“, räsoniert der CEO am Telefon aus Genf. „Wo man ist, ist auch das Büro. Die Kehrseite: Ich glaube, wir arbeiten mehr als je zuvor. Gerade in einem Business, das global agiert wie unseres. Irgendwo ist immer Morgen …“

Die Couch-Potato, in die sich der Familienvater in entspannten Stunden daheim vor dem Fußball-TV verwandle, man nimmt sie ihm nicht wirklich ab. Dafür läuft das Geschäft bei Piaget zu dynamisch. Und zwar gleich an zwei „Fronten“: Denn begehrliche Zeitmesser zu entwickeln, viele mit Rekorden und Preisen versehen, ist zweifellos eine beachtliche Leistung. Es auch in die oberste Riege der Juweliere zu schaffen, das verlangt nach ganz besonderer Expertise. Männer und Frauen gleichermaßen zu begeistern – nur wenigen Brands gelingt dieses Kunststück. Schon gar nicht über 140 Jahre lang  wie bei Piaget. Das weiß auch Philippe Léopold-Metzger: „Die zwei Herzen in der Brust unserer Marke sind sehr gesund und kräftig. Mein Job ist es, die Dynamik ihrer Schläge zu erhalten und weiter zu steigern.“

Die Anfänge des Hauses, damals, 1874 auf dem Hof der Familie Piaget, in dem Dorf La Côte-aux-Fées („Feenhügel“), das auf rund 1.040 Metern Höhe im Kanton Neuchâtel  liegt, waren bescheiden. Es dürften die märchenhaft verschneiten Winter zwischen Bergen und Fichtenwäldern gewesen sein, die kreative Einfälle im Schein des Kaminfeuers begünstigten. Vor den Piagets war der „Feenhügel“ eher für Spitzenklöppelei denn Spitzenuhren bekannt. Georges Edouard Piaget schuf im Alter von gerade 19 Jahren Taschenuhren, äußerst präzise Werke. Sein Sohn Timothée – eines von 14 Kindern – konzentrierte die Arbeit auf Armbanduhren. Die Enkel des Gründers, Gérald und Valentin, ließen Pia­get 1943 als Marke schützen, trieben die Kreation und den Vertrieb eigener Uhren voran. The rest, wie die Amerikaner sagen, is history.

„Frauen wollen Designs, die mehrere Anforderungen abdecken.“ Philippe Léopold-Metzger

Zu den Höhepunkten der folgenden Jahrzehnte darf das Kaliber 9P von 1957 gerechnet werden, trotz Handaufzug misst es bloß zwei Millimeter. Auch das extrem schlanke Automatik-Kaliber 12P gehört dazu, es errang 1960 den ersten Guinness-Buch-Eintrag für ein Piaget-Uhrwerk. Doch Piaget kann nicht nur flach, sondern auch kompliziert: etwa das dünnste Tourbillon-Werk (Kaliber 600P) oder die „Emperador“ mit Minutenrepetition von 2013 mit 407 verbauten Einzelteilen in einem 4,8 Millimeter schlanken Gehäuse. Ewige Kalender, Chronographen mit Flyback-Funktion des Zeigers – auf Innovationen „unter der Haube“ war bei Piaget stets Verlass. Wie auf Gehäuse aus Gold oder Platin. So viel Ruhm ermöglichte weitere Expansion. Der Manufaktur in La Côte-aux-Fées, wo bis heute alle Uhrwerke entstehen, folgte in den 1960er-Jahren eine weitere in Genf, die sich auf Preziosen für Damen spezialisierte. Zusätzlich kauften die Piagets etliche Goldschmieden in der Stadt auf, um sich hochfeines Know-how zu sichern. Eine Strategie, die das Haus bald zum umjubelten Garanten glamouröser Schmuckstücke und, fast wichtiger, Schmuckuhren machte. Wie nirgends sonst wirken hier Haute Joaillerie und die Finesse der Haute Horlogerie zusammen, etwa für Jackie Kennedy. Oder Elizabeth Taylor. Bei Modellreihen wie der „Miss Protocôle“ mit ihren ausgefallenen Wechselarmbändern für jeden Geschmack. Ebenso bei der mit Diamanten besetzten Serie „Limelight“ (um die 40.000 Euro je Uhr), die durch Ringe im Look bekannter Cocktails ergänzt wurde.

Mit seiner kreativen Kraft konnte sich Piaget derlei Extravaganzen nicht nur leisten, sondern funkelnde Realität werden lassen. Etwa die weltweit ersten Zeiger aus Onyx oder Koralle. Und Glasmosaike aus 5.000 Einzelstückchen. Mikro-Gemälde aus Emaille auf den Zifferblättern. Winzige Bildchen, in Schichten aufgetragen und jede etwa 20 Mal gebrannt, bei Temperaturen jenseits der 800 Grad Celsius. Für Albert von Monaco setzte Piaget sogar Brillanten im Muster seines Fingerabdrucks. „Wir haben seinen Abdruck gleich im Rahmen eines Galadinners genommen, mit Tinte auf einem Notizzettel. Die ging so schwer wieder ab, dass der Fürst den Abend mit einem blauen Zeigefinger überstehen musste“, erinnert sich Piagets 60-jähriger CEO lachend. Die Uhr wurde anschließend für den guten Zweck versteigert.

Seit 1988 gehört Piaget zum Konzern Richemont S. A. und befindet sich damit in Gesellschaft von Cartier, Montblanc, Van Cleef & Arpels und Jaeger-LeCoultre. Mit dem Gemmologen Yves G. Piaget als Präsident wacht ein Nachfahre des Gründers weiter über die Marke. Die, betont Philippe Léopold-Metzger, immer ein Familienunternehmen geblieben ist. Freilich mit aktuell 800 Standorten in 84 Ländern, einem Produktionsvolumen von 25.000 bis 30.000 Uhren pro Jahr und etwa 1.030 Mitarbeitern. Die Hälfte davon sind Uhrmacher, Goldschmiede und Juweliere – am Stammsitz sowie in der neuen Manufaktur für Haute Horlogerie, die in Plan-les-Ouates­ vor den Toren Genfs gleich 40 Handwerksdisziplinen unter einem Dach vereint. Auch in Hollywood hat Piaget mit dem Sponsoring der Independent Spirit Awards sowie Piaget-Botschafterin Bar Refaeli und ihren Vorgängerinnen Jessica Alba oder Sienna Miller Fuß gefasst.

Pünktlich zum 140. Jubiläum präsentierte Piaget die Altiplano 900P, mit 3,65 Millimetern die flachste mechanische Uhr mit Handaufzug. Ein Wunderwerk, entstanden in dreijähriger Entwicklungsarbeit, das man gesehen haben muss, um es zu verstehen. Statt Uhrwerk und Gehäuse wie Motor und Karosserie zu „vermählen“, sind in der Altiplano 900P Antrieb und Hülle untrennbar verschmolzen, der Gehäuseboden wird zur Grundplatine für 145 platzsparend verbaute Einzelteilchen.

Zum Schluss noch etwas Geschäftliches. Ein Großteil des Piaget-Umsatzes wird branchenüblich in Asien erzielt, vornehmlich in China, zu gleichen Teilen mit mechanischen und Schmuckuhren. Dazu kommt das wachsende Segment rundum Colliers und Co. „Einige unserer Kunden kaufen mehrere Uhren im Jahr, da müssen wir immer etwas Neues zu bieten haben“, beschreibt Léopold-Metzger den Innovationsdruck. Füllhalter, Sonnenbrillen oder Parfüms? Darüber hat er auch für Piaget nachgedacht – um dann bei dem zu bleiben, was die Marke seit 140 Jahren perfekt beherrscht. Getreu dem Motto von Gründer Georges Edouard Piaget: „Faire toujours mieux que nécessaire.“ Sei immer besser als nötig. sl

IssueGG Magazine 01/15
City/CountryPlan-les-Ouates/ Switzerland
PhotographyPress Images Piaget