Das City-Landhaus by Uta Abendroth | 27. November 2015 | Prime Properties
Ein Zuhause im Grünen, in dem sich ihre Familie wohlfühlen kann, das wollte Dana Schweiger, als sie 2003 nach Hamburg zog. Sie fand eine herrschaftliche Villa im Niendorfer Gehege und holte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ins Hier und Jetzt. Mit ihrem Faible für Designklassiker aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren richtete sie die drei Etagen des weitläufigen Hauses ein. Lässig und licht, originell und stilsicher. Ihr geht es dabei nicht um Repräsentation, sondern darum, dass es den Menschen hier gut geht.
Dieses Haus hat etwas von einer Grandma, die ihre Arme um dich legt“, sagt Dana Schweiger. „Man fühlt sich hier beschützt und gleichermaßen heiter wie gelassen.“ Das Zuhause von Dana Schweiger ist das 1903 als Sommerresidenz erbaute Haus des damaligen Direktors der Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG) Johannes Merck. Mit dem Bau seiner Villa auf dem ausgedehnten Landsitz hatte er Ernst Paul Dorn beauftragt. Dieser hatte unter anderem die als Musterbeispiel technischen Bauens gerühmte Maschinenhalle für die Hamburger Industrie- und Gewerbeausstellung von 1889 errichtet sowie zahlreiche Kontorhäuser geplant, bevor er schließlich als Architekt wohlhabender Hanseaten tätig wurde. Und das vor allem in Niendorf, wo zahlreiche Kaufleute im 19. Jahrhundert begonnen hatten, große Grundstücke zu kaufen, auf denen sie Bäume pflanzen und repräsentative Parkgärten anlegen ließen. Die weitläufigen Gebäude, die dort für sie errichtet wurden, waren stets als eine Art Stadtflucht gedacht, dauerhaft bewohnt wurden sie erst im 20. Jahrhundert.
Als Dana Schweiger 2003 mit ihrem damaligen Mann Til, ihrem Sohn und ihren drei Töchtern nach Hamburg zog, war es ihr wichtig, im Grünen zu sein. „Ich bin am Stadtrand von Seattle aufgewachsen. Was immer wir früher mit der Familie oder mit Freunden unternommen haben, die meiste Zeit waren wir draußen“, sagt sie. „Deshalb wollte ich auch hier nicht mitten in der Stadt wohnen, sondern mal eben vor die Tür gehen und in der Natur sein können. Meine Kinder sollten das auch erleben dürfen, auch wenn es natürlich nicht ganz vergleichbar ist …“ Das Niendorfer Gehege ist mit knapp 150 Hektar immerhin das größte Waldgebiet im Bezirk Eimsbüttel, wo man joggen, radfahren, spazieren gehen und Tiere beobachten kann. „Das erinnert mich ein bisschen an zu Hause“, sagt die Hausherrin. Die Lage im Norden Hamburgs ist insofern ideal, als dass man sich fast schon auf dem Land wähnt, gleichzeitig aber so zentral in der Hansestadt lebt, dass man in Nullkommanichts mitten in der City ist.
„Ich bin am Stadtrand von Seattle aufgewachsen. Ich brauche den Blick ins Grüne.“ Dana Schweiger
Bis heute hat sich das ungewöhnlich große Landhaus seine fast schon herrschaftliche Ausstrahlung bewahrt. Man ahnt, dass hier Gäste empfangen werden sollten und Repräsentation einst eine wichtige Rolle spielte. Man betritt die Villa über eine von zwei Säulen gesäumte Treppe in der Mitte des Gebäudes. Und dann steht der Besucher auch schon fast in dem großen Wohnzimmer mit dem angegliederten Wintergarten. Dana wollte es jedoch weniger pompös und ließ einen zweiten Eingang an der Seite des Hauses öffnen. Von dort gelangt man durch einen kleinen Vorraum direkt in die Küche.
Und da sie diese nicht separiert, sondern mit dem Esszimmer vereint haben wollte, wurde die Wand dazwischen auch gleich entfernt. „Meine Kinder haben Fußball, Basketball und sonst was gespielt und immer viele Freunde aus ihren Mannschaften mit nach Hause gebracht. Da fand ich eine abgetrennte Küche ausgesprochen unpraktisch. So bilden Küche und Esszimmer eine wohnliche Einheit,“ sagt sie. Das Wohnzimmer ist von dieser Seite durch eine große Schiebetür zugänglich, davon wiederum gehen nicht nur der Wintergarten, sondern auch ein Fernseh- und ein Schlafzimmer mit Bad ab.
„Als wir das Haus kauften“, so Dana, „wirkte es mit seinen dunklen Holzböden irgendwie düster und hatte etwas von einem Krankenhaus oder Sanatorium. Ich wollte das alles freundlicher haben. Und moderner.“ Die Böden ließ die 47-Jährige abschleifen, Holzgeländer weiß lackieren. Für die Farbwahl im Erdgeschoss ließ sie sich von Marina Prinzessin Reuss beraten. Die Hamburger Interior Designerin wählte gebrochene Farbnuancen, die die Türen, Fensterrahmen und Fußbodenleisten gleich mit einschließen. „Ich mag diese weißen Leisten eh nicht, die wie die Sahnedekoration auf einem Kuchen wirken“, sagt Dana.
Meine Lieblingsfarbe ist Grün, aber die kommt hier nur ganz sparsam vor“, fügt sie mit einem Schmunzeln hinzu. Dana Schweiger „schmuggelte“ einen grün umrandeten Spiegel und eine Konsole auf Rollen in das Esszimmer, beide hatte sie in Amerika aufgetrieben und nach Hamburg bringen lassen. In ihrem Schlafzimmer stehen eine Couch mit tiefgrünem Samtbezug und ein Kachelofen in einer ähnlichen Nuance. „Auf diesen Fund bin ich besonders stolz“, sagt sie. „Ich habe ein Faible für Vintage-Möbel, vor allem dänisches Design aus den Fifties, kaufe viel secondhand und liebe Auktionen. Diesen Ofen habe ich online ersteigert, in Schleswig-Holstein ab- und hier wieder aufbauen lassen – er funktioniert tadellos!“
Weiß ist die dominierende Farbe in der ersten Etage des dreistöckigen Gebäudes und im ausgebauten ehemaligen Speicher. Es wechseln sich wohlproportionierte Räume mit Zimmern ab, in denen es verwinkelte Ecken unter den Schrägen des Schleppdaches gibt. Einige von ihnen haben jeweils ein Bad en suite. Unter den Fenstern der Dachgaube, zwischen ein paar Holzständerbalken, hat Dana ein gemütliches Matratzenlager auf dem Boden eingerichtet und es gibt Leitern, über die man in die abgelegensten Ecken des Dachbodens klettern und es sich dort in einer Art Hochbett gemütlich machen kann.
Selbst von hier oben fällt der Blick immer wieder durch eins der Sprossen- oder Dachfenster in den Garten, der zwar nicht mehr so parkartig ist wie einst, dafür aber den Übergang zum Niendorfer Gehege bildet. Dies hier ist das perfekte Idyll in der Stadt, das ein Maximum an Privatsphäre gewährleistet. ua
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