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How to rock St. Barths by Irina von Gagern | 4. März 2016 | Destinations

Es war Liebe auf den ersten Blick, als David Matthews vor gut zwanzig Jahren von einer Yacht in der Bucht von Saint Jean das legendäre „Eden Rock“ entdeckte. Heute gehört das Hotel über dem markanten Felsen zu den 100 besten Hotels der Welt. Der englische Unternehmer über seine abenteuerliche Vision, die sein Haus in eines der besten auf der glamourösesten Insel der Karibik verwandelte.

Das Abenteuer St. Barths beginnt schon mit dem Anflug. Die kleine Propellermaschine fliegt über einen Hügel, um dann, gefühlt im Sturzflug, die Landebahn anzupeilen. Die ist erschreckend kurz und endet im türkis leuchtenden Meer. Kurz Luft anhalten, dann setzt der Pilot die Maschine auf und bringt sie zum Stehen, bevor die Füße nass werden. Nur Piloten mit einer Speziallizenz dürfen hier landen… Willkommen in Saint-Barthélemy, kurz St. Barths. Die Insel ist vieles für Viele: 21 Quadratkilometer Naturparadies, Rückzugsort für Reiche und Superreiche, Partylocation für die Beau Monde. Leonardo DiCaprio ist Stammgast, Beyoncé und Sharon Stone auch. Bill Gates hat hier ein Haus, und Paul McCartney erholt sich mit Ehefrau Nummer drei von Ehefrau Nummer zwei. Warum die alle kommen? Die Insel ist schön, die Atmosphäre entspannt. Die Infrastruktur ist gut, Kriminalität nicht vorhanden. Wichtige Faktoren für die vielen gut betuchten Inselbesucher. Nach einem Prominenten dreht sich hier kaum einer um. Es gibt nur wenige, dafür gute Hotels. Die meisten Urlauber mieten sich ein Haus – ab 10.000 Euro pro Woche kein billiges Vergnügen.

Columbus hat die Insel, die zu den Kleinen Antillen gehört, 1493 entdeckt und nach seinem Bruder Bartolomeo benannt. Danach gehörte das Eiland zu Frankreich, bis König Ludwig XVI. es an den schwedischen König Gustav III. verkaufte. Seitdem heißt die Hauptstadt, ein malerisches Hafenstädtchen, Gustavia. Für König Karl-Gustav und Königin Sylvia ein schöner Grund, die Insel immer mal wieder zu besuchen, auch wenn St. Barths seit 1877 wieder zu Frankreich gehört. Haute Cuisine in der Karibik, das kommt an! An keinem Ort der Karibik isst man so gut wie auf St. Barths. Regelmäßig fliegen Sterneköche aus Frankreich ein, um die anspruchsvollen Gäste kulinarisch zu verwöhnen. Ohne Reservierung bekommt man in den rund 60 Restaurants auf dem Eiland kaum einen Platz. Ein Mittagessen mit David Matthews in seinem „Eden Rock Hotel“ ist daher so etwas wie ein Hauptgewinn. Und zwar ein sehr unterhaltsamer! Groß, sportlich und ganz leger im Polohemd empfängt er zum Mittagessen im Strandrestaurant des „Eden Rock“ und bestellt erst einmal „den besten Weißwein, den wir haben“. Das klingt nicht großspurig, sondern einfach nur herzlich. David Matthews hat das legendäre „Eden Rock Hotel,“ das auf einem großen ins Meer ragenden Felsen in der Bucht von Saint Jean liegt, zu neuem Leben erweckt.

„Meine Familie und ich waren reif für ein neues Abenteuer – und das haben wir auf St. Barths gefunden.“ David Matthews

Vor gut zwanzig Jahren entdeckte der aus England stammende Matthews von einer Yacht aus in der Bucht von Saint Jean den markanten Felsen mit dem Hotel darauf. Die goldenen Zeiten des „Eden Rock“ waren Mitte der 1990er-Jahre eindeutig vorbei, das Hotel und seine Wirtschaftsgebäude marode. Und dennoch erkannte Matthews sofort das Potenzial. Der gelernte Kfz-Mechaniker aus Yorkshire hat mit Bussen sein Vermögen gemacht. „Was für ein Glück“, erinnert sich der Brite rückblickend. „Ich hatte gerade einen Teil meiner Firma verkauft, und meine Familie und ich waren reif für ein neues Abenteuer.“ Und das bekamen sie dann auch – zur Genüge! David, seine Frau Jane und die vier Kinder zogen mit Sack und Pack von London auf den Felsen in der Karibik. Die Koffer waren noch nicht ausgepackt, da suchte Hurricane Luis, der schwerste Sturm der vergangenen Jahre, die Region heim. 48 Stunden lang tobten Winde mit bis zu 220 Stundenkilometern über die Insel. David und seine Familie suchten Schutz in den vom Zerfall gekennzeichneten Räumen, verbarrikadierten mit ihrem Gepäck und alten Bettgestellen die Türen. Hat er da den Umzug bereut? „Keinen Moment“, erzählt David lachend. „Uns hat der Hurricane sogar Spaß gemacht. Während wir bis zur Erschöpfung daran arbeiteten, die Dächer zu retten, tobte der Sturm um uns herum.“

Die folgenden zehn Jahre verbrachte die Familie damit, das Hotel wieder aufzubauen. David Matthews plante und überwachte den Bau und Ausbau, Jane Matthews richtete die Zimmer ein, jedes davon komplett anders. Bis vor zwei Jahren lebte das Ehepaar Matthews – die Kinder sind längst aus dem Haus – auch selbst in ihrem Hotel, zog von Zimmer zu Zimmer, von Suite zu Suite, je nachdem, was gerade frei war. Gestört hat sie das Nomadenleben im eigenen Haus nicht, versichert David Matthews glaubhaft: „Das war die beste Art, die Zimmer für unsere Gäste zu testen.“ Vor zwei Jahren holte sich Matthews die deutsche Oetker Collection mit ins Boot, zu der auch so renommierte Hotels wie das „Brenners Park-Hotel“ in Baden-­Baden und das „Hotel du Cap-Eden-Roc“ in Cap d’Antibes gehören. Ein ganzes Heer von zuvorkommenden Oetker-Mitarbeitern kümmert sich um das Wohl der Gäste. Für David Matthews die Chance, es jetzt etwas ruhiger angehen zu lassen.

Erschaffen hat das „Eden Rock“ aber ein anderer. Rémy de Haenen muss ein ziemlich einmaliger Charakter gewesen sein. Abenteurer, Gentleman und Schmuggler. Ganz nebenbei auch noch begnadeter Pilot. Bestaunt von den Insulanern und einigen Ziegen landete er 1945 das erste Flugzeug auf einem holprigen Grasstreifen in der Bucht von Saint Jean. 1953 kaufte de Haenen, in London geborener Sohn eines holländischen Vaters und einer französischen Mutter, für gerade mal 200 US-Dollar den Felsen, begann mit seinen eigenen Händen das allererste Gästehaus auf der Insel zu bauen und nannte es „Eden Rock“. Und weil er ein so schillernder Typ und charmanter Gastgeber war, zog es schon bald die damalige Beau Monde in sein Hotel: Begum Aga Khan, Johnny Weissmüller, Jacques Cousteau, Greta Garbo und die Rockefellers. David Rockefeller verliebte sich so sehr in die Insel, dass er, wie es sich für einen Rockefeller gehört, eine riesige Halbinsel vor St. Barths kaufte, eine mondäne Villa darauf baute und dann legendäre Partys gab, zu der noch mehr Reiche und Berühmte auf die Insel strömten – die Geburtsstunde von St. Barths als Mekka des Jetsets.

Das teuerste Ferienhaus der Insel ist die zum „Eden Rock“ gehörige „Villa Rockstar“. 1.500 Quadratmeter groß, direkt am Strand gelegen, mit einem eigenen, von neugierigen Blicken abgeschirmten Garten und einem Infinity-Pool, bietet die weiße Villa Platz für bis zu 12 Personen. An den Wänden hängt echte Kunst und im Keller wartet ein Tonstudio mit dem Original-Mischpult, auf dem John Lennon 1971 seinen Song „Imagine“ aufgenommen hat. Pro Tag kostet die Villa 15.000 Euro; Leonardo DiCaprio verbringt hier jedes Jahr Silvester.

In den letzten beiden Wochen des Jahres verwandelt sich das sonst so beschauliche St. Barths in eine wahre Partyinsel. Im Hafen von Gustavia liegt dann eine Luxusyacht neben der anderen, aufgereiht wie an einer Perlenschnur. Und Oligarch Roman Abramowitsch öffnet seine Villa für 400 Gäste, darunter jede Menge Hollywood-Prominenz wie Gwen Stefani, Lindsay Lohan und Beyoncé. Ruhe kehrt dann erst nach Neujahr wieder ein… IVG

IssueGG Magazine 02/16
City/CountrySt. Barths
PhotographyPress Images