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Yes, We Clan! by Irina von Gagern | 1. September 2017 | Personalities

Der Duke of Argyll ist das Oberhaupt einer der ältesten Familien Schottlands, dem weitverzweigten Campbell-Clan. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in den schottischen Highlands, an den Ufern des Loch Fyne im prächtigen Inveraray Castle. Hier wurde eine ganze Folge von „Downton Abbey“ gedreht. Außerdem ist er der Master of the Royal Household in Scotland, so eine Art Zeremonienmeister der Queen.

„Schon als ganz kleines Kind habe ich das Fischen geliebt. Ich kann dabei komplett abschalten.“ Torquhil Campbell

Der perfekte Sommertag beginnt für Torquhil Campbell (49) und seinen Sohn Archibald (13) mit einer Partie Lachsfischen hinterm Haus oder besser gesagt hinterm Schloss. Tapfer kämpfen sich die Atlantiklachse den kleinen Fluss hinauf, der gleich unterhalb des Schlosses mündet. Vater und Sohn genießen die morgendliche Ruhe. „Schon als ganz kleines Kind habe ich das Fischen geliebt“, sagt Torquhil, „ich kann dabei komplett abschalten.“ In der gemütlichen Schlossküche warten Ehefrau Eleanor (44), Sohn Rory (11) und Tochter Charlotte (8) mit dem Frühstück. Eine ganz normale, fröhliche Familie mit quirligen, aufgeweckten Kindern. Eleanor entstammt der britischen Schokoladendynastie Cadbury. Getroffen hat sie ihren späteren Mann, als sie mit ihrer Freundin Louise, dessen Schwester, für ein Wochenende nach Inveraray fuhr, um sich vom Leben in London zu erholen. 2002 heiratete das Paar. Ein Jahr zuvor war Torquhils Vater gestorben; er, der einzige Sohn, wurde zum 13. Duke of Argyll. Die Hochzeit machte Eleanor zur Duchess. Eine durchaus moderne Herzogin. Am liebsten trägt sie Jeans und Turnschuhe. In London arbeitete sie in der PR-Branche, heute unterstützt sie ihren Mann bei der Verwaltung des Schlosses und der Ländereien, großzügige 25.000 Hektar umgeben die alten Mauern. Wir machen eine Tour durch das riesige Inveraray Castle. Allein der Privatbereich der Familie hat 20 Zimmer; ein eigenes Treppenhaus verbindet die Etagen. Hier, mit spektakulärem Blick auf Loch Fyne, einen langgestreckten Fjord, verbringen die Campbells die Ferien und die Wochenenden, unter der Woche sind sie in London, Charlotte besucht da die Schule, ihre Brüder gehen in der Nähe aufs Internat. Herzogin Eleanor schließt uns die Türen auf, die zum öffentlichen Teil des Hauses gehören. Touristen erkennen sie und Torquhil und fangen aufgeregt an zu fotografieren. Wir durchqueren riesige Salons mit antiken Möbeln und handbemalten Wänden, wertvollem Porzellan und schweren kristallenen Leuchtern. An den Wänden kostbare Gobelins und stattliche Ahnenporträts.

„Es braucht Leidenschaft, Enthusiasmus und Energie so ein Haus zu führen. Auf eine Art war es gut, dass ich so jung geerbt habe.“ Torquhil Campbell

Torquhil ist der Jüngste in einer langen Reihe der mächtigen Campbells, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert reicht. Eine Familie, die noch heute zu den einflussreichsten und wohlhabendsten Clans Schottlands gehört; über Jahrhunderte hat sie es geschafft, auf der Seite der Gewinner zu stehen. Klar, der eine oder andere Vorfahr fiel mal in Ungnade und wurde unsanft geköpft, gewöhnlich aber haben sich die Campbells gut mit ihren jeweiligen Königen arrangiert und wurden reich mit Land und Lehen belohnt. Auch heute steht das Haus Argyll bestens mit dem englischen Königshaus. Als Kind wurde Torquhil deshalb auch zum Pagen von Queen Elizabeth ernannt: „Ich war gerade zehn Jahre alt, als meine Eltern einen Brief aus dem Buckingham Palace mit dem Siegel der Königin erhielten. Das war ein großer Moment“, sagt der Duke. Die Pagen der Königin dürfen bei der Eröffnung des Parlaments ihre Schleppe tragen. Meistens werden dazu adelige Jungen auserwählt, deren Familien Ihrer Majestät besonders nahestehen. Fast 30 Jahre später bekam auch sein ältester Sohn Archibald, der zukünftige Duke, einen Umschlag mit dem Siegel der Queen. Zuvor allerdings, so verrät uns die Duchess, kam ein inoffizieller Anruf aus dem Buckingham Palace: wie groß Archibald sei? Die Pagen der Queen dürfen sie nämlich auf keinen Fall überragen. Ein weiterer von Torquhil Campbells vielen beeindruckenden Titeln ist der des Master of the Royal Household in Scotland, ein Erbtitel, der bis ins Jahr 1495 zurückgeht. „Früher war das ein echter Job“, sagt er, „heute ist es mehr eine zeremonielle Rolle, aber trotzdem eine Riesenehre.“ Und diese Rolle übernimmt er gern. Drei- bis viermal pro Jahr schlüpft der Duke in seine Gardeuniform: den Schottenrock in den Campbellfarben blau und grün und das bordeauxrote Jackett mit den silbernen Knöpfen in Form von Lachsen. Dazu trägt er stolz sein Zepter, an dessen oberem Ende ein sitzender Löwe mit Krone thront. Derart festlich gewandet nimmt er im Beisein der Queen oder eines anderen Mitglieds des britischen Königshauses an einer Prozession teil oder an einem offiziellen Anlass im schottischen Parlament. „Wir haben unsere Queen in Großbritannien und diese traditionsreichen, prunkvollen Zeremonien. Ich bin froh, dass es all diese feierlichen Riten noch gibt und freue mich, meine kleine Rolle dabei zu spielen.“ British Understatement vom Feinsten!

„Ich bin froh, dass es all diese feierlichen Riten noch gibt. Meine kleine Rolle dabei freut mich.“ Torquhil Campbell

Besonders stolz ist der Duke auf einen Titel: Nicht ererbt, sondern erarbeitet hat er sich als Captain des schottischen Nationalteams im Elefantenpolo den Sieg bei der Weltmeisterschaft, und das gleich zweimal, 2004 und 2005. Es folgten viele weitere Pokale und Medaillen auf Elefanten- und Pferderücken. Jährlich kommen viele Tausend Campbells aus der ganzen Welt nach Inveraray, um ihrem Clanchef zu begegnen. So zum Beispiel auch während der Highland Games im Sommer mit Dudelsackspielern und starken Männern im Schottenrock. Noch mehr Besucher kommen, um auf den Spuren von „Downton Abbey“ zu wandeln. Eine ganze Folge der englischen Erfolgsserie wurde 2012 im Schloss gedreht. Die Familie musste währenddessen ausziehen, erzählt die Duchess, doch ein Freund arbeitete beim Filmteam und hielt sie auf dem Laufenden über die aufwendigen Dreharbeiten. Ähnlich wie bei den fiktiven Earls of Grantham aus „Downton Abbey“ hat sich auch bei den Dukes of Argyll das Leben im Schloss in den letzten hundert Jahren drastisch verändert. Verschwunden sind die Butler in Livree, die allabendlich der Herrschaft das Dinner servierten. Heute stehen der Duke und die Duchess fröhlich selbst am Herd. Torquhils Vater noch ließ immer über Mittag das Haus schließen, damit er nach dem Lunch ungestört von Touristen vom Esszimmer in die Bibliothek gehen konnte. „Heute wäre das undenkbar“, sagt Torquhil. „Ich manage das Haus ganz anders, als mein Vater es getan hat. Und mein Sohn wird es wieder ganz anders machen. Man muss einfach mit der Zeit gehen.“ Ein überzeugendes Erfolgskonzept, wie die Geschichte der Familie beweist.

IssueGG Magazine 04/17
City/CountryInveraray/ Scotland
PhotographyMark Seelen