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Nirgends ist es so schön wie bei Mama by Silke Bender | 6. März 2020 | Offices

Juan Picornell ist ein Gastro-Unternehmer aus Leidenschaft. Für das Hotel Mamá in Palma, das erste der Cappuccino Gruppe, holte er sich den besten Vater: den französischen Stardesigner Jacques Grange. Eine mallorquinische Erfolgsgeschichte.

„Mit Jacques Grange ein Hotel zu planen ist, wie mit Ronaldo Fußball zu trainieren.“ JUAN PICORNELL

Nein, schmunzelt Juan Picornell, eine Hommage an seine Mutter sei das Hotel eigentlich nicht. Oder doch? „Meine Mutter ist mir heute eher eine gute Freundin, ein mondänes Mädchen von 77 Jahren, mit der ich gern ausgehe. Ich habe eine sehr schöne Mama, und ich wollte ein schönes Hotel“, sagt er. Das hat er nun. Und nur einmal im Jahr, am 1. Januar, wird dort sein Leibgericht aus Kinderzeiten serviert, Roastbeef mit Yorkshire Pudding, Picornells Mutter ist nämlich Engländerin. Das „Hotel Mamá“ ist mit seiner Eröffnung 2018 zum Dreh- und Angelpunkt des Stadtlebens von Palma de Mallorca geworden. Zu jeder Saison, zu jeder Tageszeit ist das Hotel gut besucht: Das „Cappuccino Grand Café“ lädt zum Frühstück, das Restaurant „Tahini Japanese“ zu Sushi und die „Bodeguita Picador“ zu Wein und Tapas. Und auch die lichtdurchflutete Bar neben der Lobby mit den gelben Sitzmöbeln zieht rund um die Uhr nicht nur Hotelgäste, sondern auch Flaneure an. Die Atmosphäre: heiter, behaglich, familiär, romantisch und doch mondän. Das liegt vor allem am zeitlosen und eklektischen Design von Jacques Grange, dem renommierten französischen Innenarchitekten, zu dessen Kundenliste Yves Saint Laurent und Pierre Bergé ebenso gehörten wie heute Caroline von Monaco oder der Luxusunternehmer François Pinault. „Ich bin ein Bewunderer seiner Arbeit, seit ich denken kann“, sagt Picornell, der schon als Teenager Designbücher sammelte. Kurz nachdem er 2008 die Immobilie erwarb, aus der das „Hotel Mamá“ entstand – ein Wohn- und Geschäftsgebäude aus dem 19. Jahrhundert, von dem nur noch die Fassade stand – besuchte er den „Palazzo Margherita“ von Francis Ford Coppola im italienischen Bernalda, ebenfalls gestaltet von Jacques Grange: „Da machte es klick bei mir“, sagt Picornell. „Genau in dem Esprit erträumte ich mir mein erstes eigenes Hotel.“ Doch wie bekommt man ein Kaliber wie Grange dazu, sich für ein kleines 32-Zimmer-Hotel auf den Balearen zu engagieren? „Ich habe ihm einen längeren Brief geschrieben, sehr persönlich mit der Hand“, sagt Picornell.

Grange kam nach Mallorca, die beiden verbrachten eine ganze Woche miteinander und verstanden sich auf Anhieb: „Zwei 100.000-Volt-Männer für ein Baby“, lacht er. Doch es wurde eine lange Geburt: Vier Jahre lang flog Picornell einmal im Monat nach Paris, um die Planungen bis ins Detail zu perfektionieren. Schließlich ist jedes der 32 Zimmer individuell gestaltet, die meisten Möbel sind extra für das Hotel entworfen worden und die Fresken, Marmorbäder und bemalten Deckenbalken Handarbeit. Jacques Grange ist es gewohnt, über Landesgrenzen hinaus zu denken, aber das „Hotel Mamá“ ist vielleicht das internationalste, das er realisierte. Hier kombinierte er den historischen Stil Mallorcas mit französischen, italienischen und amerikanischen Möbeln und maurisch-marokkanischen Details wie Zellige-Fliesen. Ein Mix, der frisch, leicht und sehr familiär wirkt – mehr private Sommerresidenz als Hotel. „Es war eine sehr bereichernde Erfahrung, mit einem solchen Profi zu arbeiten. Als würde man anfangen, Fußball zu spielen – und Ronaldo als Trainer bekommen“, sagt Picornell. „Die meisten unserer Gäste können es kaum glauben, dass sie eigentlich in einem Neubau wohnen.“ Bis auf die Fassade und die alten Raumhöhen blieb in dem vierstöckigen Gebäude nämlich kein Stein auf dem anderen. Ganz anders als in dem Palast, in dem Picornell seit 1996 die Geschicke seines Gastro-Imperiums leitet. Keine sieben Fußminuten vom „Hotel Mamá“ entfernt, gleich über dem Café „Cappuccino San Miguel“, liegt das Headquarter der Cappuccino-Gruppe. Hier ist die Architektur noch original spätes 18. Jahrhundert – und es herrscht kreatives Chaos. 60 Mitarbeiter huschen über die langen Flure, in denen Kartons lagern, oder rufen sich von Tür zu Tür zu. Das Sonnenlicht, das durch die alten, farbigen Kristallfenster scheint, wirft bunte Flecken auf das knarzende Parkett. Platz gibt es in dem 4.000-Quadratmeter-Gebäude genug, doch der Chef hat kein eigenes Büro. „Ich arbeite meist vor Ort, damit ich auf dem Laufenden bin“, sagt Picornell. Er ist viel unterwegs: Seine Unternehmen sind längst nicht nur auf Mallorca, den Balearen und dem spanischen Festland aktiv, sondern auch im Schweizerischen Gstaad oder in Dschidda in Saudi-Arabien.

Alles begann 1993, als er sein erstes „Cappuccino“-Café in Palmanova eröffnete. Damals war er gerade 21 Jahre alt. „Es gab drei Dinge in meinem Leben, die mich immer faszinierten“, sagt er. „Musik, Design und das, was in guten Bars passiert.“ Er zeichnete viel, studierte Designbücher und malte sich schon als Kind aus, wie sein erstes eigenes Lokal aussehen würde. Mit 15 Jahren testete er als Barkeeper das erste Mal, wie sich die Wirklichkeit hinterm Tresen anfühlt. Mit 16 überschattete eine Tragödie sein Leben: Sein Vater starb und das ließ ihn, das älteste von drei Kindern, ganz plötzlich erwachsen werden. Ein Gefühl von Verantwortung für seine Mutter und die Familie stieß ihn ins Leben. Er wurde zunächst Flugbegleiter, flog um die Welt und nährte seine Träume von einem eigenen Lokal, indem er von New York bis London erfolgreiche Bars und Cafés scoutete. All das floss in sein erstes Café in Palmanova ein: Dort, direkt an der Promenade, bot er ausgesuchte Kaffeespezialitäten, Sandwiches und Gebäck an – lange bevor die großen amerikanischen Kaffeeketten den Fuß auf die Insel setzten. Picornell dachte an alles: nicht nur an die hohe Qualität der Speisen und Getränke, sondern auch an das Design, die Kunst – und vor allem an die Musik. „Musik ist Magie“, sagt Picornell. „Auch wenn sie nur leise im Hintergrund läuft, transportiert sie die Stimmung eines Ortes und bleibt im Gedächtnis.“ Sein Konzept ging auf: Heute gibt es 18 „Cappuccino Grand Cafés“ weltweit, und ein hauseigener Musikmanager komponiert in enger Abstimmung mit Picornell das zu jeder Tageszeit wechselnde Musikprogramm, das er mittlerweile erfolgreich auch über CDs und die Cappuccino Radio Station online vermarktet. Mit dem Erfolg der Cafés im Rücken baute er auch behutsam drei weitere Restaurantmarken auf, das „Tahini Japanese“, das „Wellies“ und jetzt das „Bodeguita Picador“ im „Hotel Mamá“.

Auf der Suche nach Locations für seine Cafés und Restaurants traf er immer wieder auf wunderschöne Immobilien, deren obere Etagen teils leer standen: „So keimte mit der Zeit die Idee, auch in die Hotellerie einzusteigen“, sagt er. Der Erfolg des „Hotel Mamá“ wird nicht sein letzter sein: Zwei weitere Häuser auf Mallorca sind bereits in Planung, eines in Pollensa und eines in Andratx. Keine Kopien des „Hotel Mamá“, sondern jedes mit einem ganz eigenen Charakter. Für die Designs engagierte er diesmal den Griechen John Stefanidis und den Katalanen Sergi Bastidas. Wie die zwei neuen Hotels heißen werden? Picornell weiß es noch nicht. Das entscheidet er aus dem Bauch heraus, wohl kurz vor der Eröffnung in 2021/22. Das „Hotel Mamá“ wurde auch erst sechs Monate vorher getauft.

IssueGG Magazine 02/20
City/CountryMallorca, Spain
PhotographyHotel Mamá
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