The Nautilus by Michaela Cordes | 4. Juni 2021 | Destinations
Sie heißt wie das fantastische U-Boot für Aussteiger aus den Romanen von Jules Verne und gilt nicht nur in der Covid-Pandemie als Sehnsuchtsinsel im Indischen Ozean: Willkommen auf „The Nautilus“.
Einzigartiges Naturerlebnis: In den Gewässern um die Malediven gibt es über 2.000 Fischarten und mehr als 200 Korallensorten.
Nach zwölf Flugstunden, weit weg von Lockdown-Diskussionen und Pandemie-Nachrichten, erreichen wir das Paradies. Ich streife mir die Maske vom Gesicht und tauchte ab. Nachdem wir unsere beeindruckende „Ocean Residence Villa“ übernommen haben, bietet unser Butler Aslam an, die Koffer für uns auszupacken. Statt uns mit solch lästigen Dingen zu beschäftigen, schlägt er einen ersten Schnorchelausflug zum Rand des hauseigenen Riffs vor. Ich blinzle in die Sonne und schaue über unseren privaten Pool hinweg auf die verschiedenen Schattierungen Blau des Indischen Ozeans. Sofort entdecke ich im glasklaren Wasser den ersten „Black Tip“-Riffhai, der vor unserer Terrasse im flachen Wasser seine Runden dreht. „Keine Angst!“, beruhigt mich Aslam, „diese Art Haie ist nicht gefährlich.“ Ohne Haie kein gesundes Riff – diese Tatsache erinnere ich noch aus der faszinierenden TV-Dokumentation „A Life on Our Planet“ von Sir David Attenborough. Aufgrund meiner neu entdeckten Begeisterung für die Wildnis unter Wasser ist ein Schnorchelgang eine willkommene Idee. „The Nautilus“ liegt wie die meisten Resorts der Malediven auf einer Art erkaltetem Unterwasservulkan, der das Riff bildet. Drum herum tummelt sich eine große Vielfalt exotischer Lebewesen: Mantarochen, Walhaie, Schildkröten – bis heute hat man auf den Malediven allein an die 2.000 verschiedene Fischarten entdeckt und über 200 Sorten Korallen.
Ich schwimme mit Flossen und Taucherbrille von unserem Strand los und bin schon Momente später umgeben von einer kunterbunten Unterwasserwelt. Innerhalb des Riffs ist das Wasser noch relativ flach, und ich entdecke gleich einen Oktopus, der aus seinem gut gewählten Versteck inmitten eines dichten Korallenwaldes herauslugt. Zwei große, kugelrunde Augen scheinen jede meiner Bewegungen ganz genau zu beobachten. Vor meiner Reise habe ich die Netflix-Dokumentation „My Octopus Teacher“ gesehen. Daher weiß ich, dass diese Geschöpfe nicht nur höchst intelligent sind, sondern auch, dass man ihnen nur ganz langsam und sachte begegnen sollte. Da! Nachdem ich weiter weggeschwommen bin, krabbeln zwei seiner acht Beine plötzlich geschickt aus dem Versteck.
Nur mit viel Konzentration kann ich den Oktopus im Blick behalten, aus Schutz vor Feinden kann er sich wie ein Chamäleon an seine Umgebung anpassen. Nein – so richtig scheint er mir nicht zu trauen. Schwups – da ist er schon wieder ganz in seinem Versteck verschwunden. Ich schnorchle weiter und entdecke eine leuchtend grüne Muräne, die in einer anderen großen Koralle lauert. Schwärme sonnengelber Fische ziehen an mir vorbei, dazwischen immer wieder ein paar große, prächtige, blaugrüne Papageienfische. Die nagen so laut an den Korallen, dass ich es unter Wasser als dumpfen Ton hören kann.
Es sieht lustig aus, wenn sie im Schwimmen Wolken von Sand unter sich zurücklassen. „Das sind verdaute Korallenstückchen. Im Grunde produzieren diese Fische den feinen Sand“, erklärt Mariana, unsere Tauchlehrerin. Bunt wie ein Regenbogen ist die Welt hier unten, und ich merke, wie meine Seele sich in der Unterwasserwelt langsam entspannt. Weit weg liegen jegliche Stressthemen. Dabei sind gerade mal zwei Stunden vergangen, seitdem wir auf „The Nautilus“ gelandet sind.
120 Kilometer, oder besser gesagt 20 Minuten mit dem Wasserflugzeug von Malé entfernt, der Hauptinsel der Malediven, liegt die westliche Inselkette des Baa Atolls; eine einheimische Kurzbezeichnung des Maalhosmadulu Dhekunuburi Atolls. Das 4,88-Quadratkilometer-Atoll mit seinen 75 Inseln wurde vor zehn Jahren als einziges der Malediven zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt und gilt als Paradies für Unterwasser-Freaks.
Das 2018 eröffnete Luxusresort „The Nautilus“ ist auf einer der kleinsten Inseln des Baa Atolls gebaut – von denen nur 13 bewohnt sind – und ist gerade mal 242 mal 249 Meter groß. Ursprünglich geschaffen von Ibrahim Umar Maniku, dem kürzlich verstorbenen legendären maledivischen Unternehmer, und seiner Firma Universal Enterprises and Resorts. Der ehemalige Anästhesiearzt, der seine Ausbildung in Leipzig absolvierte, verfolgte nur ein Ziel: Mit „The Nautilus“ sollte der internationale High-net-worth-Reisende angesprochen werden, der das ultimative, höchst persönliche Resorterlebnis sucht. Der Plan ging auf, und „The Nautilus“ feierte schnell internationale Erfolge.
Erst jüngst wurde es wieder vom Reisemagazin „Condé Nast Traveller“ zum „Besten Resort im Indischen Ozean“ gekürt, auf der Liste „Beste Resorts weltweit“ landete es auf Platz drei. Dann kam die Covid-19-Pandemie und mit ihr die fünf Monate lange Schließung. „Eine große Herausforderung für uns, wie für alle Resorts auf den Malediven“, erklärt Mohamed Ashraf, der General Manager von „The Nautilus“ und einer der ganz wenigen einheimischen Hoteldirektoren der Malediven. „Wir haben die Monate genutzt, dezente Dämmmauern gegen die Erosion unserer Strände gebaut und neue, sichere Hygienekonzepte entwickelt.“ Von April bis September letzten Jahres hat sich das gesamte „Nautilus“-Team mit seinem erstklassigen Service an die Herausforderungen der Pandemie angepasst und bietet seinen Gästen heute nahezu garantierte Sicherheit. Die überschaubare Größe der Insel hilft dabei ganz entscheidend.
„Ob als Paar, mit Familie oder Freunden. Wir bieten das ganz persönlicheErlebnis.“ MOHAMED ASHRAF – GENERAL MANAGER „THE NAUTILUS“
Findet man auf anderen Malediveninseln Hunderte von Gästevillen, gibt es auf „The Nautilus“ nur 26. Knapp die Hälfte auf Stelzen über dem glitzernden indischen Ozean gebaut, die übrigen, ebenso luxuriös ausgestattete Beachvillen, schmiegen sich in den kuschelweichen Sandstrand. Sie bieten neben eigener Hausbar und einer privaten Terrasse mit Pool vor allem extrem viel Platz. So halten sich fast alle Gäste tagsüber hauptsächlich in ihren Villen auf. Aufgrund der großzügigen Maße der Unterkünfte kann man hier auch als Paar zeitgleich an Zoom-Meetings teilnehmen, ohne Platzangst zu bekommen. Schon vor Antritt der Reise sind sämtliche Gäste negativ auf Covid getestet und müssen die schriftliche Bestätigung einem Gesundheitsformular der Regierung beilegen. Außerdem bestehen sowohl Emirates als auch Etihad Airways – die Malé über Dubai bzw. Abu Dhabi anfliegen – vor Abflug auf einen negativen Covid-Test.
Auf der Insel selbst trägt jeder der 145 Angestellten eine Atemmaske. Und wie wird für die Rückreise getestet? „Wir haben unserer Community ein Testlabor gestiftet, um den Ablauf für unsere Gäste möglichst umkompliziert zu halten“, erklärt Mohamed Ashraf. Der erforderliche PCR-Test für den Rückflug ist inklusive und wird von einer Ärztin per Hausbesuch in der eigenen Villa durchgeführt. Das Labor befindet sich auf einer nahe gelegenen Nachbarinsel. Diese selbstverständliche Haltung gegenüber den neuen Corona-Hygieneregeln sorgt für Entspannung. Als Gast merke ich sofort, dass ich mich sehr gut aufgehoben fühlen und mich daher voll auf den Genuss des Resorts konzentrieren kann. Am Abend besuchen wir nach einem spektakulären Sonnenuntergang die „Naiboli Poolside Bar“, die sich innerhalb der nächsten zehn Tage zu unserem allabendlichen Lieblingsplatz entwickelt. Einzelne Lichter im Pool scheinen den prächtigen, wolkenlosen Sternenhimmel zu reflektieren.
Zu den Sounds von Stings „Fragile“ nehmen wir im Kerzenlicht zum ersten Mal seit unserer Ankunft weitere Gäste wahr, die nach ihrem Abendessen in einem der vier hauseigenen, exzellenten Restaurants noch auf einen Drink vorbeischauen. Man grüßt sich diskret aus der Ferne – auch hier hält man elegant Abstand. Unsere Dinner-Highlights sind die raffinierten Menükreationen des jungen indischen Kochs Saravana im „Zeytoun“-Restaurant über der Lagune, oder das Teppanyaki-Erlebnis im „Ocaso“-Restaurant, das sich auf die japanische Küche mit Einflüssen aus Peru und Mexiko spezialisiert hat. Nachdem wir unsere Menüwünsche für den Abend abgegeben haben, schlägt Aslam uns Aktivitäten für den nächsten Tag vor.
Ein absolutes Must-do ist das Private Barbecue Dinner auf einer Sandbank. Auf dem Weg dorthin werden wir auf einmal von einer Schule Delfine überrascht, die uns mehrere Minuten begleitet und uns mit unfassbar kunstvollen Luftsprüngen in den Bann zieht. Ein weiteres Highlight bleibt unser Scuba-Trip mit Mariana und einem weiteren Tauchlehrer. Wir gehen in elf Metern Tiefe auf Entdeckungstour. Anders als beim Schnorcheln, wo man doch sehr von oben auf die Tierwelt schaut, werden wir nun eins mit der Welt unter Wasser. Wir sehen eine Languste, die man nur an ihren Fühlern erkennt, bunte Seesterne, orangefarbene Clownfische, die zwischen Anemonen umherschwimmen. Da tippt Mariana mich plötzlich an meinem Tauchanzug an und zeigt auf eine Höhle. Ich traue meinen Augen kaum: Nur eine Armlänge entfernt liegt ein rund drei Meter langer, schlafender Ammenhai! Passiv, nachtaktiv und nur aggressiv, wenn provoziert. Na, hoffentlich stimmt das alles, denke ich, als wir behutsam weiterschwimmen. Diese unvergessliche Begegnung bleibt mir noch lange danach ins Gedächtnis gebrannt wie ein Foto.
Hungrig vom Tauchen kommen wir erstmals dazu, das üppige Frühstücksbüfett im Restaurant „Thyme“ zu bewundern. Die Vielfalt der Gerichte spiegelt die Nationalitäten der Gäste wieder: Es gibt Sushi, Sashimi, Rührei, Nachos, Bagels, Pfannkuchen. Für den Nachmittag hat uns Aslam eine 60-minütige Massage im Solasta Spa gebucht. Vorher laufe ich noch meine täglichen fünf Kilometer im sehr gut ausgestatteten Gym – ein großes Plus auf dieser kleinen Insel. Am letzten Abend bewundere ich im Abendwind das blau leuchtende Plankton in den Wellen, die an den Strand schwappen, und bin unendlich dankbar für so außergewöhnliche Ferien in diesen ungewöhnlichen Zeiten.