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Torys Hideaway by Michaela Cordes | 2. Dezember 2022 | Personalities

Meerblau gehört zu den Lieblingsfarben von Tory Burch – vielleicht auch ein Grund, warum die Frau hinter einer der erfolgreichsten Mode- und Lifestyle-Marken auf der Karibikinsel Antigua ihr Traumhaus gefunden hat. GG traf die Power-Unternehmerin zum exklusiven Interview. Ein Gespräch über gesunden Ehrgeiz, erfüllte Ziele und was man auf eine Insel unbedingt mitnehmen sollte.

Ihr Aufstieg zur Lenkerin eines globalen Mode- und Lifestyle-Imperiums war kometenhaft. Mit mehr als 350 eigenen Boutiquen in 39 Ländern ist Tory Burch ein Superstar unter den Unternehmerinnen. Mit ihrer „Tory Burch Foundation“ unterstützt die US-Amerikanerin dazu engagiert und erfolgreich auch andere Frauen beim Gründungsstart. Mutter von neun Kindern und Stiefkindern ist sie außerdem. Wenn zwischendurch Zeit bleibt, dann geht’s für ein paar Tage in die Karibik.

Wie haben Sie Ihr schönes Haus auf Antigua gefunden? Hatten Sie bereits eine besondere Beziehung zu der Karibikinsel?

Ich hatte eigentlich nie geplant, ein Haus auf Antigua zu kaufen – ich würde sagen, es war Kismet: einfach vorbestimmt. Wir waren vor ein paar Jahren mit meiner ganzen Familie auf Antigua und besuchten das Anwesen der Unternehmerfamilie Mellon. Meine Mutter Reva war dabei und meine Söhne Henry, Nick und Sawyer. Ich wusste, das Haus würde meine Mutter interessieren, weil sie eine begeisterte Gärtnerin ist; so wie es auch Bunny Mellon war, die das Haus ursprünglich gebaut hatte. Schon in dem Moment, als ich dort ankam, spürte ich diese besondere Ruhe – als wäre ich schon einmal dort gewesen, und ich wusste: Hierhin würde ich immer wieder gern zurückkehren.

Welche Gefühle verbinden Sie heute mit Ihrem Haus? Wovon ließen Sie sich inspirieren, als Sie es für Ihre eigene Familie einrichteten?

Wie optimiert man Perfektion? Gar nicht! Bunny hatte den perfekten Geschmack und war sehr subtil. Sie mixte zurückhaltend mit raffiniert, antik mit neu. Wenn Zitronen von den Bäumen fielen, ließ sie diese genau dort liegen, wo sie landeten. Es gab nichts Oberflächliches – alles war Balance, Schönheit und Integrität. Mein Ziel war es, Bunnys Vision zu respektieren und gleichzeitig das Haus für meine Familie bewohnbar zu machen. So haben wir eine Pantry zur Küche hinzugefügt und das Gästehaus für unsere Söhne eingerichtet; zusammen mit denen meines Ehemanns sind es sechs, dazu kommen meine drei Stieftöchter (aus der Ehe mit ihrem Ex-Mann, Anmerkung der Redaktion). Mein Freund Daniel Romualdez hat mir bei den Interiors geholfen und Miranda Brooks beim Wiederbeleben der Gärten.

Auch wenn das Szenario heute sehr unwahrscheinlich ist – wie würden Sie jemandem Ihre Firma beschreiben, der Tory Burch nicht kennt?

Was macht Ihre Company so außergewöhnlich? Der Wunsch, Frauen zu stärken, gehört zu allem, was wir tun. Das beginnt beim Entwerfen der Kollektionen, in die vor allem Selbstbewusstsein mit einfließt. Es gibt für mich kein größeres Kompliment, als wenn mir eine Frau sagt: „Ich fühle mich stark in deinen Kleidern. Du lässt mich spüren, dass ich für alles gewappnet bin!“

Angefangen hat alles vor 18 Jahren, als Sie Ihre erste Boutique eröffnet haben. In der Elizabeth Street in Downtown Manhattan. Heute gibt es Tory Burch weltweit, und das „Forbes Magazin“ wählte Sie auf die Liste der mächtigsten Frauen der Welt. Wenn Sie heute auf die Anfangszeiten zurückschauen, was waren die größten Herausforderungen?

Es gab unzählige Hürden, seit ich die Firma 2004 gründete. Zu Beginn war es der Stress, der damit einherging, dass ich als arbeitende Mutter von drei Jungs unter vier Jahren diesen Job begann. Ich hatte anfangs Schwierigkeiten, meinen Mund aufzumachen und zu meinem Ehrgeiz zu stehen. Ich begegnete dazu vielen Neinsagern. Meine Vision war es, eine globale Lifestyle-Marke zu schaffen, damit ich eine Stiftung für Frauen ins Leben rufen konnte. Aber so viele Menschen glaubten nicht an mich. Als ich die Company potenziellen Investoren vorstellte, erklärte man mir wiederholt, niemals „Geschäft“ und „soziale Verantwortung“ im selben Satz zu erwähnen. Aber ich ließ mich nicht beirren – und blieb bei dem Rat meiner Eltern: „Negativität ist nichts als Lärm.“ Seitdem hat sich zum Glück viel verändert. Heutzutage gelten Firmen nicht als innovativ, wenn sie nicht zweckgetrieben sind. Eine Tatsache, die mich außerordentlich glücklich macht.

Was ist der wichtigste Rat, den Sie Frauen mitgeben, die dabei sind, Ihre eigene Marke aufzubauen?

Definiere deine Werte früh und jede Entscheidung wird sich bewusst und zielgerichtet anfühlen. Trau deiner Intuition, steh zu deinem Ehrgeiz und hab eine unglaublich dicke Haut! Widerstandsfähigkeit und Mut sind zwei unerlässliche Qualitäten für jede Unternehmerin. Vergiss nicht: Die Leute werden Millionen Mal Nein zu dir sagen, aber du darfst nicht aufhören, zu dir selbst Ja zu sagen.

Mit Ihrer Stiftung helfen Sie anderen Frauen dabei, eigene Unternehmen aufzubauen. Was macht Sie besonders stolz, wenn Sie auf die Erfolge der „Tory Burch Foundation“ zurückschauen?

Die Zahlen sprechen für sich: Die Frauen in unserem Fellows-Programm übertreffen die durchschnittlichen US-Firmen in den ersten Phasen des Bestehens, und 30 Prozent erreichen über eine Million US-Dollar Umsatz – was ein Zeichen für ein nachhaltiges Geschäft ist. Die Unternehmerinnen, die an unserem Fellows-Programm teilgenommen haben, sind in wesentlichen Bereichen erfolgreicher als andere kleine Unternehmen: Sie erhalten höhere Risikofinanzierung, und sie bleiben länger im Geschäft. Diese Frauen sind inspirierend! Viele von ihnen sind alleinstehende Mütter, die mehrere Jobs erledigen und sich dazu auch noch in ihren Communitys engagieren. Ich bin unglaublich stolz darauf, sie zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihre Träume wahr werden zu lassen.

Ein typischer Tag im Leben von Tory Burch – wie muss man sich den vorstellen?

Den gibt’s bei mir gar nicht – einen typischen Tag! Ich versuche, eine Morgenroutine einzuhalten – wache gegen 6.30 Uhr auf und bin nach einem schnellen Workout gegen 9 Uhr in meinem Büro, wo ich mindestens bis abends um 19 Uhr beschäftigt bin. Im September haben wir zu unserer Frühling-2023-Show eingeladen. Daher habe ich die meiste Zeit im Designstudio und Atelier verbracht, um der neuen Kollektion den letzten Schliff zu geben. Jetzt geht es auch schon wieder weiter an die nächste Kollektion – das ist normal bei uns. Wir arbeiten immer gleichzeitig an mehreren Kollektionen. Ein durchschnittlicher Tag heißt für mich auch: nahtlose Meetings mit verschiedenen Teams, vom Merch-Team bis PR, dem Kreativ-Team, Marketing, Sales, der Stiftung und mehr. Am Ende eines Tages kann ich es dann kaum abwarten, nach Hause zu gehen. Dann freue ich mich auf meine Familie und meine beiden Hunde Chicken und Slim.

Sie haben privat und in Ihrem Berufsleben unendlich viel erreicht. Gibt es da noch einen Traum, den Sie haben, ein Ziel, das Sie noch erreichen möchten – geschäftlich oder privat?

Mein Traum bleibt es, Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zu helfen, Schönheit und Selbstbewusstsein zu leben. Es gibt noch so viel, was ich machen möchte; ein Ziel ist, den Erfolg unserer Stiftung zu skalieren. Ich überlege ständig, wie wir mit unseren Kollektionen helfen können, dass Frauen ihre Individualität noch stärker ausdrücken können und sich noch selbstbewusster fühlen.

Da es in dieser Ausgabe besonders ums Reisen geht – was würden Sie für eine Woche Karibik in Ihren Koffer packen?

Sobald ich Zeit in meinem Haus auf Antigua verbringe, lebe ich in unseren Tuniken und Kaftanen! Die Silhouette ist so lässig, trotzdem schick und unglaublich bequem. Eins der ersten Kollektionsteile, die ich 2004 entworfen habe, war eine Tunika, die ich nach einem Vintage- Piece gestaltet habe, was ich in Paris entdeckt hatte. Am Strand trage ich sie über meinen Badeanzügen, aber man kann sie auch sehr elegant stylen. Zum Beispiel mit Metallic-Sandalen. Als ich klein war, trugen meine Eltern gern Kaftane, wenn sie in unser Haus in Pennsylvania Gäste einluden. Außerdem packe ich einige Paar Sandalen ein, einen Sonnenhut und Sonnenbrillen; wir haben gerade Aviators herausgebracht – aus 100 Prozent recyceltem Material –, die ich gar nicht mehr abnehmen möchte.

Und die letzte Frage: Welche Traumziele sind die Top 3 Ihrer Bucketlist?

Ich liebe es zu reisen – insofern ist es schwer, mich auf drei Ziele festzulegen! Ich würde gern noch einmal für ein paar Wochen durch Indien reisen, und es ist Jahre her, dass ich durch den Mittleren Osten gereist bin. Ich würde auch gern noch einmal nach Japan fliegen; gerade ha- ben wir unsere neue Duftkollektion „Essence of Dreams“ zusammen mit Shiseido herausgebracht. Ein Prozess, den wir während der Pandemie fast ausschließlich über Onine-Meetings in die Wege geleitet haben. Es wäre schön, deren Head- quarters zu besuchen und das Team persönlich zu treffen.

IssueGG Magazine 01/23
City/Country-
PhotographyNoa Griffel