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California Dreaming by Patricia Engelhorn | 29. August 2024 | Personalities

Alles begann mit Pamela Anderson und dem Auftrag für eine ­Streamingplattform ein neues Interiordesign zu schaffen. ­Heute macht Paula Bruss auch ohne Celebrity-Bonus in Kalifornien ­von sich ­reden. Der Stil der jungen Deutschen kommt einfach gut an.

Eigentlich wollten sie nur Ferien machen. Paula Bruss war 14 und besuchte das Gymnasium in Hamburg, als sie mit ihren Eltern und der kleinen Schwester von Eppendorf nach Los Angeles reiste. „Ich fand L. A. von Anfang an unglaublich cool, es gibt so viele Perspektiven, die Menschen sind ganz anders, das Wetter ist schön“, erzählt sie. „Es hat uns allen gut gefallen. Die Idee war gleich: Lasst uns hierbleiben.“ Der spontanen Laune folgten Taten. 2014 ziehen sie nach Malibu; erst mal für ein halbes Jahr, das schnell in die Verlängerung geht und zu einem Open End wurde.

Wer heute Paula Bruss googelt, findet sie als langjährige Freundin von Dylan Jagger Lee, bekannt als Model, Musiker und Sohn von Pamela Anderson und ihrem Ex-Ehemann Tommy Lee. Man findet außerdem, dass sie 24 Jahre alt ist und Interiordesignerin. Beides ist ganz natürlich entstanden. „Dylan und ich waren Nachbarn in Malibu“, erzählt Paula, „wir kannten uns aber nur flüchtig durch die vielen ,Hi, how are you?‘, die man so austauscht, wenn man sich öfter über den Weg läuft.“ Bis zu einer Party bei Dylan zu Hause, nur drei Häuser weiter. „Ab da haben wir uns fast täglich gesehen.“ Auch als Paula für ihr Studium ein Jahr nach New York zieht, übersteht die jungen Liebe. „Als ich zurück nach LA kam, sind wir dann zusammengezogen.“

Inzwischen hatte sich Paula am Fashion Institute of Design & Merchandising in LA ein­geschrieben: „Meine Mutter ist sehr an Inte­riordesign und Architektur interessiert. Sie hat unser erstes Haus in Malibu superschön eingerichtet, es wurde sogar in ,Architectural Digest‘ veröffentlicht. Ich dachte, das sei auch ­etwas für mich. Ich war nur nicht sicher, ob man daraus einen Job mit Karrierechancen machen kann.“ Dass man das kann und wie es geht, lernt sie schnell. Im Studium, aber vor allem bei Vanessa Alexander, einer bekannten Interiordesi­gnerin, bei der sie jobbt – blutjung, aber voller Enthusiasmus und mit einem offensichtlich guten Geschmack: „Bei Vanessa habe ich gelernt, wie man Häuser komplett neu gestaltet.“

Als sie 2023 ihren Bachelor in Interior­design und Interior Architecture macht, ist ihr erstes großes eigenes Projekt schon fast fertig: das Haus, das sie mit Dylan, seinem Bruder Brandon, dessen Freundin Lily und deren zwei Hunden Dinosaur und Zucchini bewohnt.

Es ist ein Farmhaus aus den 1950er-Jahren und steht in der Rancho Street in Encino, eine halbe Autostunde von Downtown L. A. entfernt. „Dylan und Brandon haben es gekauft und mir den Umbau und die Einrichtung anvertraut. Das Projekt war eigentlich ein paar Nummern zu groß für mich, und ich habe zu Beginn noch ein bisschen Unterstützung angenommen, weil ich gleichzeitig noch mein Studium beenden musste. Ich bin sehr glücklich mit dem Resultat, und wir alle wohnen wirklich gerne in diesem Haus.“

Kein Wunder: Viel Platz, Böden aus samtigen Holzdielen, eine offene, schokobraun gestrichene Küche, Naturfarben, marokkanische Teppiche, Bäder mit antik wirkenden Mosaikkacheln und sorgfältig ausgesuchtes Vintage­mobiliar – das Haus wirkt wie ein gemütliches britisches Landhaus mit europäischen Elementen und einem jungen, heiteren, amerikanischen Touch. Es kam – this is America – ins Fernsehen, und zwar in Pamela Andersons Haus-Renovierungs-Show „Pamela’s Garden of Eden“, die erst im Pay-TV-Sender HGTV lief und dann auf Hulu.

Die nächste Staffel ist in Arbeit und der Neugestaltung von Pamela Andersons Bootshaus auf Vancouver Island in Kanada gewidmet. Diesmal ist Paula Bruss für den Umbau zuständig – der Look wird aber eher dem Geschmack von Anderson entsprechen: „Ihr Stil ist sehr romantisch, sie liebt Rosen, flauschige Sofas, Kissen, Blumen und Spiegeltische für ihre Parfumflakons. Bei ihr zu Hause sieht es aus wie in einem französischen Märchenschloss.“ Kein Problem für Paula, die sich in den Stil ihrer Kunden einfühlen kann und Andersons Boudoir-Stil auch selbst mag. „Es ist einfach, mit Pamela zu arbeiten, sie ist sehr entspannt. Und sie vertraut mir. Nicht nur weil ich die Freundin ihres Sohnes bin, sondern weil ich aus Europa komme und ihren eher französischen Geschmack kenne und verstehe.“

Diese Zusammenarbeit hat natürlich für Aufmerksamkeit gesorgt, aber eigentlich kommen Paulas Kunden über andere, weniger aufsehenerregende Wege. Mit einer Freundin hat sie vor einigen Monaten eine Galerie namens Raum in bester West-Hollywood-Lage eröffnet: Oben ist ihr Designbüro, unten ein Shop – spezialisiert auf antike und Midcen­tury-Möbel, Wohnaccessoires, Kunst und andere schöne Dinge.

Dazu kommt eine Zusammenarbeit mit zwei jungen Unternehmern, die Häuser kaufen, sie umgestalten und wieder verkaufen. Den Job des „remodeling“ übernimmt Paula, im vergangenen Juni wurde ihr erstes Haus in Woodland Hills fertig. Ist es in Amerika leichter, in diesem Job erfolgreich zu sein? „Auf jeden Fall“, glaubt Paula Bruss, „in Europa richten die meisten Menschen ihre Häuser selbst ein, sie brauchen keinen Designer dafür. Hier ist das anders, man lässt sich gern beraten.“ Dass sie aus Deutschland kommt, empfindet sie als Pluspunkt – Amerikaner lieben den „old world look“, für den sie trotz ihrer Jugend, steht. „Mein Stil ist eben angenehm, fast jeder fühlt sich wohl darin.“

IssueGG Magazine 04/24
City/CountryLos Angeles, USA
PhotographyDaniel Collopy