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Steinalt und ganz jung by Merle Wilkening | 29. August 2024 | Personalities

Das Ehepaar Caroline und Benjamin Freisfeld führt seit 2010 den Hamburger Juwelier Brahmfeld & Gutruf, das älteste Juwelierhaus Deutschlands. Ein Gespräch über Tradition und Zukunft eines Handwerks, feinste Schmuckstücke und wertvollste Materialien.

Woher stammt Ihre Leidenschaft für Edelsteine und Diamanten?

B. Freisfeld: Wir sind Juweliere in dritter Generation, ich habe das also schon in die Wiege gelegt bekommen. Ich selbst bin „edelsteinaktiv“ seit dem zarten Alter von fünf Jahren. Ich war immer der große Steinsammler in der Familie.

Gab es einen Schlüsselmoment, der Sie prägte?

Bei einer Auktion durfte ich den berühmten Blauen Wittelsbacher begutachten und sogar in die Hand nehmen. Der blaue Diamant mit einer unfassbaren Größe hat eine faszinierende Geschichte. Nach der Versteigerung wurde er umgeschliffen, hat zwar einige Karat verloren, ist dadurch aber um ein Vielfaches schöner und intensiver geworden. Da wurde mir bewusst, dass Juweliere Schönheit erschaffen. In jedem Schmuckstück steckt ein Schatz, wenn wir einen Edelstein verarbeiten.

B & G wurde 1743 von Hinrich Brahmfeld gegründet. Wie kam es zur Übernahme?

Unsere Familie war 1980 Gründungsmitglied des Collegium Cadoro, eines Verbunds führender Juweliere in Deutschland zur Förderung der Schmuckkultur, zu denen auch Brahmfeld & Gutruf zählte. Seither ist die Kooperation der beiden Häuser relativ groß gewesen, einzelne Modelle wurden auch übergreifend verkauft. Daher wussten wir, dass wir gut zusammenpassen und unser Stil von Schmuck auch hier Absatz findet.

Wofür steht Brahmfeld & Gutruf?

Die Geschichte von B & G ist einmalig. Es gibt weltweit wenige Juwelierhäuser, die dieses Alter erreichen. Die Freiheit der Hansestadt Hamburg herrscht auch im kaufmännischen Denken. Viele alteingesessene Juweliere anderswo waren jemandem verpflichtet, der Krone oder der Kirche. Brahmfeld & Gutruf hat zwar auch Adelshäuser beliefert, aber war immer frei, Herr seiner selbst. Wir sind der Juwelier der Bürger – und das durch die Attraktivität von Hamburg auch weit über die Stadt hinaus.

Wer sind Ihre Kunden?

Wir begleiten Menschen in ihrer „Schmuckkarriere“ ein Leben lang. Wir haben Kunden, die zum Teil in fünfter Generation kaufen, viele Hamburger Unternehmerfamilien. In unsicheren Zeiten waren massivere Goldstücke stark gefragt. Grundsätzlich wünscht sich der deutsche Kunde beständigen Schmuck.

Wie gelingt es Ihnen, die lange Tradition zu wahren und gleichzeitig in die Moderne zu führen?

Zukunft braucht Herkunft. Wir denken grundsätzlich in Kollektionen. Das gibt es bei Juwelieren in Europa nicht mehr oft. Eine Kollektion entwickelt sich über die Zeit, es kommt Neues hinzu, aber immer mit Bedacht und im Wissen, dass die alten Stücke Teil davon sind. Das bietet unseren Kunden die Chance, vor 20 Jahren ein Collier gekauft zu haben und heute passende Ohrringe zu finden, die trotzdem modern sind. Wir müssen nicht immer nur Neues bringen, sondern wir müssen das Alte stetig verbessern.

Was steckt hinter „Überraschend hanseatisch“?

Unsere Schmuckstücke folgen einer gewissen hanseatischen Strenge, aber überraschen auch, etwa durch eine Explosion von Farbe. Wir sind der größte Farbsteinjuwelier im deutschsprachigen Raum. Wir achten sehr auf das Zusammenspiel der Stücke, denn das Empfinden für Harmonie wird sich nie ändern. Meine Schwester hat es so ­ausgedrückt: „Bodenständigkeit, die mit einem Bein auch mal tanzen kann.“

IssueGG Magazine 04/24
City/CountryHamburg, Germany
PhotographyBrahmfeld & Gutruf