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Genuss in Slow Motion by Michaela Cordes | 28. Februar 2025 | Destinations

Gemächlich über die europäischen Flüsse tuckern, wertvolle Kulturgüter besichtigen und sich dabei nach Herzenslust vom 5-Sterne-Service verwöhnen lassen — Flusskreuzfahrten gelten plötzlich als chic und verzaubern rastlose Gäste mit dem Charme der Entschleunigung.

Rosérot glitzert die Abendsonne auf der Rhône mit meinem Weinglas in der Hand um die Wette. Ich habe mir einen Sundowner bestellt und sitze an Deck der „Riverside Ravel“. Am Ufer zieht das provenzalische Künstlerstädtchen Arles in gefühltem Zeitlupentempo an uns vorbei. Am Nachmittag haben wir das charmante Örtchen, in dem Vincent van Gogh 1888 seine berühmten Sonnenblumen malte, ausgiebig erkundet. Besonders auf die Lumas-Foundation, das neu eröffnete Kulturzentrum der Kunstmäzenin Maja Hoffmann hatte ich mich gefreut.

Müde von den vielen Eindrücken und unserer langen Radtour durch die kulturreiche Gegend, genieße ich in einem der Liegestühle die meditative Ruhe und das einzigartige Licht. Der warme Sommerwind mischt sich angenehm mit dem Duft von gerade angezündeter Grillkohle, weil mittschiffs jetzt das Dinner vorbereitet wird: Mit eifriger Perfektion tragen Kellner große Schüsseln voller Hummerschwänze und saftiger Steaks herbei und dekorieren das üppige Buffet. Das berühmte Surf-’n’-Turf-Barbecue auf dem flachen Deck ist nur eines der Highlights, mit denen das Hamburger Unternehmen Riverside Luxury Cruises seine Gäste verwöhnt.

Ich lehne mich entspannt zurück und merke, wie diese Form des langsamen Reisens meine Seele beruhigt. Mit gerade mal 15 bis 25 Kilometern pro Stunde haben wir in den letzten sechs Tagen auf unserer Tour von Lyon nach Avignon (mit dem Auto sind die 286 Kilometer in drei Stunden zu schaffen) zwar kaum Strecke zurückgelegt, aber so viel gesehen und erlebt, dass ich mich sehr konzentrieren muss, um all unsere Erlebnisse zu rekapitulieren: Da waren die rosa Flamingos in der Camargue, erstaunlich gut erhaltene mittelalterliche Burgen, der berühmte Papstpalast in Avignon und natürlich die traumhaft schönen Landschaften der Provence. Und das alles mit nur einmal Koffer auspacken. Allein dieser Umstand macht diese Art des Reisens äußerst angenehm. Auch deswegen beginnt die Erholung bereits mit dem ersten Tag.

Drei Schiffe gehören zum Unternehmen des Hamburger Geschwisterpaars Gregor und Anouchka Gerlach. Ihre Firma Riverside Luxury Cruises gilt als neuer Star am Himmel einer Branche, die jahrzehntelang in einer Art Stillstand verharrte und nun von Visionären wie den Gerlachs aufgerüttelt wird. Galten Flusskreuzfahrten bisher vornehmlich als touristische 4-Sterne-Ausflüge, so nutzen die Geschwister Gerlach ihre langjährige Erfahrung aus der Luxushotellerie; sie möchten mit ihrem neuen Konzept Kunden gewinnen, die vor allem den Charme des langsamen Reisens suchen und dabei gerne erstklassigen Service erleben. Und tatsächlich: Mit uns befindet sich ein Paar an Bord, das kein einziges Mal das Schiff verlässt und es sich vor allem lesend an Deck gemütlich macht.

Anders als auf den oft überfüllten Kreuzfahrtschiffen gibt es an Bord der 120 Meter langen „Riverside Mozart“ nur 81 großzügige Suiten, alle zwischen 19 und 82 Quadratmeter und mit großflächigen Fenstertüren ausgestattet. Jede einzelne ist hochelegant eingerichtet und verfügt über einen exklusiven Butlerservice. Ist das Wetter mal nicht so gut, kann man sich im Spa und Gym des Schiffs vergnügen und dank der Gegenstromanlage im Minipool sogar lange Strecken schwimmen.

Wer Lust auf Landausflüge hat, kann sich dem offiziellen Angebot anschließen. Bevorzugt man es, privat zu bleiben, steht es einem frei, sich mithilfe seines Butlers ein individuelles Sightseeing-Programm zusammenzustellen. Vor dem Schlafengehen lohnt sich ein Blick in die Mediathek der eigenen Suite, in der die Inhaber herrliche Filmklassiker wie „Vater der Braut“ mit Spencer Tracy und Elizabeth Taylor oder „Sabrina“ mit Audrey Hepburn und Humphrey Bogart zusammengestellt haben. Dem Gast wird überall liebevoll suggeriert: Hier darfst du dich entspannen. Herzlich betreut und nicht aus der Zeit gefallen reist man mit höchstem Komfort und zelebriert den langsamen, gesunden Genuss. An Deck warten frisch aufgeladene E-Bikes, Frühaufsteher finden im großen „Marketplace“-Restaurant reichlich gesunde Auswahl. Schläft man gerne etwas länger, kann man im Bistro bis mittags brunchen. Auch sonst ist eine Flussschiffsreise nicht mit den üblichen Kreuzfahrtschiffen zu vergleichen: Es gibt kaum Wellengang, weshalb man hier auch nicht mit Seekrankheit zu kämpfen hat.

Die größte Aufregung ist zu spüren, wenn das Schiff für Schleusenmanöver fertig gemacht wird und dann, zum Beispiel auf der Rhône, bis zu 18 Meter steigt oder sinkt. Damit das Schiff unter jeder Brücke durchkommt, können das Steuerhaus und sämtliche Aufbauten (zumeist in der Nacht) an Deck flach zusammengeklappt werden. Nur selten ist der Wasserpegel so hoch, dass man wegen heftiger Regenfällen ein paar Tage warten muss. So wie vor einem Jahr, als wir an Bord der „Ravel“ auf der Donau von Wien nach Budapest unterwegs waren. Im Städtchen Tulln haben wir damals das Elternhaus des berühmten Malers Egon Schiele besucht, der 1890 hier geboren wurde. Übrigens: Wem eine Woche an Bord zu kurz ist, kann sogar Reisen auf allen drei Schiffen kombinieren.

IssueGG Magazine 02/25
City/CountryFrance
Photography-