Kunst auf Rädern by Merle Wilkening | 28. Februar 2025 | Personalities
Ole Koch baut in seiner Blechkisten Manufaktur Oldtimer-Modelle für Liebhaber, inspiriert von Fahrzeugen der 1920er-Jahre.
Wie kamen Sie auf die Idee, Modelle zu bauen?
Als meine Kinder sieben und neun Jahre alt waren, träumten sie von einer Seifenkiste. Das war im Grunde das allererste Modell – der Rennwagen, den ich noch heute anbiete. Was ich jetzt tue, ist also 1:1 aus der Idee meiner Kinder entstanden. Ich hatte daran Spaß und wollte mehr daraus machen. Inzwischen betreibe ich meine Manufaktur seit drei Jahren.
All Ihre Autos sind eigene Entwürfe. Woher stammt die Inspiration?
Ich habe mich schon früh für Oldtimer begeistert. Aber auch das Thema Kunst spielte für mich schon immer eine wichtige Rolle. Nach dem Kunststudium habe ich mich in verschiedenen Bereichen betätigt, mir Fähigkeiten angeeignet und über die Jahre eine Vorstellung entwickelt, woran ich arbeiten möchte. Meine Modelle sind eigenen Kreationen, die in Anlehnung an ein Original gestaltet werden. Mich inspirieren vor allem die englischen Automobile, daraus resultierte zum Beispiel der „Shootingbrake“.
Ihre Modelle sind rund drei Meter lang, Lenkung und Bremse funktionieren, man könnte sich fast hineinsetzen, oder?
Das ist im Prinzip möglich, aber nicht Sinn der Sache. Es sind reine Standmodelle, Kunstobjekte der besonderen Art. In Handarbeit fertige ich alles selbst: die Alukarosserie, das Fahrgestell, sämtliche Holzarbeiten oder die Innenausstattung. Die Gestaltung steht für mich jedoch im Vordergrund. Meine Kreationen sollen nicht wie ein „überrestauriertes“ Modell wirken, sondern vielmehr den Anschein erwecken, als hätten sie ein bewegtes Leben hinter sich. Dazu werden sämtliche Anbauteile aufwendig patiniert.
Wer sind Ihre Kunden?
Das ist ganz unterschiedlich: Vom Classic Car Museum über den Oldtimerhändler oder Architekten bis zum Kunstliebhaber, der seine Räumlichkeiten dekorieren möchte, sind eigentliche alle Richtungen vertreten. Der bisher weiteste Verkauf ging nach Australien, das war sehr spannend.
Wie lange brauchen Sie für ein Modell?
Die Arbeit nimmt viel Zeit in Anspruch. Ich benötige für das einfachste Modell circa 250 Stunden, für die aufwendigeren Varianten auch schnell das Doppelte.
Ich erstelle zuerst eine grobe Skizze, wie das Modell aussehen könnte und fange dann an. Während ich es fertige, sehe ich, wie man es verbessern kann, oder wo ich in manchen Punkten Abstriche machen muss, weil es so nicht realisierbar ist.
Mit welchem Modell haben Sie angefangen?
Mit dem Rennwagen. Den gibt es inzwischen in verschiedenen Variationen, alles ist mit der Zeit etwas umfänglicher geworden. Als Basis gibt es den Rennwagen ohne Anbauteile, später dann mit Schutzblechen, Kotflügeln etc. Das war der Ursprung des Ganzen. Und dann schwebte mir im Anschluss eine Modellfamilie vor. Die Wagen haben bei mir alle die gleiche Front, sprich der Kühler vorne, die Haube, und dann variiert der Radstand des Fahrgestells und der Aufbau nach hinten.
Welche Teile sind noch alt?
Der Motor, der im Ursprung ein Standmotor/ein Industriemotor ist und kleine Geräte angetrieben hat. Die Scheinwerfer bekomme ich meistens aus Frankreich, dort gibt es oft noch solche, die recht klassisch aussehen. Die meisten Instrumente, die Bestückungen im Armaturenbrett sind auch alt, aber ich fertige sie zum Teil auch neu an. Das Leder für die Sitze ist recycelt aus alten Sofas, die schön gebraucht aussehen.


